Ötisheim
Ötisheim -  15.10.2018
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Großer Festakt und begeisterndes Konzert der Gottlob-Frick-Gesellschaft in Ötisheim

Ötisheim. Die gemeinsame Kultur ist der Kitt, der Europa zusammenhält. Während die Goldstadt Pforzheim in ihren kommunalen Entscheidungsgremien eine mögliche Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas scheut, funkelt im Enzkreis ein kostbarer Schatz dieser europäischen Kultur: die Oper. Zu Ehren des weltberühmten Opern-Basses aus Ölbronn feierte die Gottlob-Frick-Gesellschaft mit dem jährlich stattfindenden Festakt und Festkonzert in der Ötisheimer Erlentalhalle ihren Namensgeber.

Unter dem Motto „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ war die Feier ganz europäisch ausgerichtet. Der Gesellschaftspräsident, Mühlackers Oberbürgermeister Frank Schneider, konnte viele Gäste aus der Musikwelt begrüßen. Ehrenpräsident Hans H. Hey verlieh die Frick-Medaille in Gold an Brigitte Stephan, die er als „Kopf, Herz und Seele“ des „Europäischen Kulturforums Mainau“ bezeichnete. Die Geehrte nahm die Medaille zusammen mit Graf Christian Bernadotte, dem Präsidenten des Mainau-Forums, gerührt entgegen. In seiner Laudatio wurde Hey nicht müde, die Verdienste des Forums bei der Förderung des europäischen Opern-Sänger-Nachwuchses und dessen Engagement für die Lebendigkeit der Oper zu rühmen. Dank ihrer europaweiten Netzwerke habe Stephan sogar Placido Domingo und Tausende Konzertbesucher an den Bodensee gebracht.

Dem Nachwuchs gewidmet

Auch das dem Oper-Nachwuchs gewidmete Ötisheimer Festkonzert präsentierte sich mit Opern-Glanzlichtern von Mozart bis Puccini europäisch. Und die vorgestellten Sänger-Talente sind ebenfalls in ganz Europa zu Hause. Mit gediegener konzertanter Qualität umrahmte und begleitete das Heilbronner Sinfonie Orchester unter der aufmerksam motivierenden Leitung von Alois Seidlmeier das Sänger-Konzert. In den Ouvertüren zu Mozarts „Zauberflöte“ und „Die Entführung aus dem Serail“ sowie zu Verdis „Nabucco“ und Bellinis „Norma“ stellte das Orchester seine stilistische Vielfalt unter Beweis.

Den musikalischen Auftakt zur Medaillen-Verleihung gestalteten die Sopranistin Arminia Friebe mit einer gefühlsbetonten Interpretation von Puccinis Tosca-Arie „Vissi d’arte“, und mit tiefschwarz eingefärbtem Bass Bastian Kohl als Osmin (aus Mozarts „Entführung). Dem „bezaubernd schönen Bildnis“ der Tamino-Arie („Zauberflöte“) verlieh Tilman Lichdi tenoralen Glanz. Aber auch Bel-canto und „melodia staccata“ in der Almaviva-Cavatine „Ecco ridente“ (aus Rossinis „Il barbiere“) gehörten zu seinem Metier. Die charmante Natalia Kawalek beeindruckte als Rosina mit der Cavatine „Una voce poco fa“ (aus Rossinis „Barbier“) und war als verführerisch-temperamentvolle Carmen mit ihrem dunkel gehärteten Mezzo-Timbre und guter Bühnenpräsenz in der Habanera „L’amour est un oiseau rébelle“ (aus Bizets „Carmen“) ganz bei sich.

Mit Verve trumpfte der Bariton Alejandro Lárraga Schleske auf. Die fulminant-rasanten Wiedergaben der Grafen-Arie „Hai già vinto la causa!“ (aus Mozarts „Figaro“), von Don Giovannis Champagner-Arie (Mozart) und von Rodrigos dramatischer Szene „Per me giunto“ (aus Verdis „Don Carlos“) stellten sein Talent als Opern- Erzähler unter Beweis.

Mit stimmlicher Frische

Sensationell waren die Auftritte der Sopranistin Jennifer O’Loughlin. „Martern aller Arten“ durften die Konzertbesucher in Konstanzes gleichnamiger Arie (aus Mozarts „Entführung“) intensiv erleben. Das mondsüchtig verträumte Liebesgeständnis der Amina, die technisch anspruchsvolle Arie „Ah! Non credea mirarti!“ (aus Bellinis „La Sonnambula“) interpretierte die Sängerin mit heller stimmlicher Frische und Leichtigkeit in den Spitzentönen, wie man sie selten erlebt. Ein begeisterndes Festkonzert!

Autor: Eckehard Uhlig