Historiker zu Gast in Schöneberg: Buch macht Geschichte der Waldenser erlebbar
Ötisheim-Schönenberg. „Die Deutsche Waldenservereinigung kann in diesem Jahr gleich zwei große Jubiläen feiern“, berichtet der Karlsruher Historiker Albert de Lange im Schönenberger Henri-Arnaud-Museum. Er gehört seit 1995 als wissenschaftlicher Vorstand der Deutschen Waldenservereinigung (DWV) mit ihren aktuell rund 900 Mitgliedern an. Diese wurde 1936 in Ötisheims Teilgemeinde Schönenberg gegründet und betreibt dort das Museum im Geburtshaus des Waldenserführers und Pfarrers Henri Arnaud. Zum einen wurde der Grundstein der Waldenser Glaubensbewegung vor 850 Jahren durch den Kaufmann Waldes in Lyon gelegt und, zum anderen feiert viele Waldensergemeinden, die der DWV angeschlossen sind, ihr 325-jähriges Bestehen.

Dazu wurde jüngst das Buch, „Die Geschichte der Waldenser in Württemberg, insbesondere der Waldenserkolonie Neuhengstett“ von Clemens Götz und Albert de Lange herausgegeben und vorgestellt. Götz war von 2007 bis 2023 Bürgermeister der Gemeinde Althengstett, zu der Neuhengstett gehört. „Dieses Buch erscheint als einziges über die 325-jährige Geschichte der Waldenser“, erklärt de Lange. Das Werk betrachte Neuhengstett exemplarisch auch für die Lebensumstände in den übrigen Waldensergemeinden. In der Region gehören dazu unter anderem Corres, Pinache und Serres, die zu Wiernsheim gehören, sowie Knittlingens Teilgemeinde Kleinvillars und der Ort Großvillars, der vor über 50 Jahren von Oberderdingen eingemeindet wurde.
„Die Vorfahren aus diesen Waldensergemeinden, die zum Gebiet der DWV gehören, waren vor 325 Jahren aus ihrer Heimat im Piemont endgültig vertrieben worden und fanden in Baden-Württemberg und Hessen eine neue Heimat“, erläutert de Lange. „Meine Frau Susanne Labsch ist eine Waldenserin aus Bretten und hat in mir früh die Liebe zu den Waldensern geweckt“, berichtet der 71-jährige gebürtige Niederländer, der schon rund 40 Publikationen zu den Glaubensflüchtlingen selbst und mitverfasst hat.
„Das Interesse an den Waldensern, die zwischen 1699 und 1701 nach Württemberg kamen und im Jahr 1700 Neuhengstett gründeten, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, weiß de Lange. Das liege wohl auch daran, dass die Probleme vor über 300 Jahren ähnlich gewesen seien wie bei der aktuellen Flüchtlingsbewegung.
Denn die Sprache und die Traditionen der Migranten unterschieden sich, so wie heute, von der einheimischen Bevölkerung. Zudem sei die Religion der reformierten Waldenser damals im lutherischen Württemberg nur „schwer akzeptabel“, gewesen, unterstreicht der Autor. Wie die Ansiedlung und Integration der Waldenser vor sich gingen, würde auf 184 Seiten im neuen Buch exemplarisch dargestellt.
Die darin enthaltenen Aufsätze gehen zudem auf einen Studientag, veranstaltet von der Gemeinde Althengstett, im Jahr 2023 zurück.
Das Buch erschien beim Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher in einer Auflage von 300 Stück zum Einzelpreis von 29,80 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Überdies lädt die Deutsche Waldenservereinigung am 21. und 22. September zu einem großen Fest-Wochenende nach Ötisheim-Schönenberg ein, das unter dem Thema stehe: „Die Zukunft des Protestantismus. Der Beitrag der Waldenser“.