Remchingen
Remchingen -  24.07.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Auseinandersetzung in Remchingen: Diskussion um Standort für neue Rettungswache entfacht erneut

Remchingen. Soll die Brache zwischen Wilferdingen und Nöttingen ein gelegentlich genutzter Parkplatz bleiben oder Standort für eine rund um die Uhr besetzte Rettungswache und das örtliche DRK werden? Bevor der Remchinger Rat die Aufstellung eines Bebauungsplans mehrheitlich beschloss, wehte ein rauer Ton durch die Kulturhalle. Eigentlich gab es schon im März grünes Licht dafür und für die Prüfung eines zusätzlichen Ärztehauses, welches Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon zufolge optional und noch nicht spruchreif sei. Trotzdem entfachte die zu Wochenbeginn von der Bürgerliste veröffentlichte Stellungnahme erneut die Standort-Diskussion.

Entscheidend für Turniere

Während der benachbarte Turnerbund und die Pferdefreunde den Platz für eine Handvoll Großveranstaltungen nutzen, sammelt der CVJM sechsmal im Jahr Paper, außerdem parkt der Zirkus seine Wagen, wenn er auf den umliegenden Wiesen gastiert. Der Parkplatz sei entscheidend für Turniere, betonte die Vorsitzende der Pferdefreunde Silvia Gallem.

„Ohne diesen Ersatz hätten die Vereine damals dem Bau der Querspange nicht zugestimmt“, bekräftigte Oechsle – auch wenn Prayon kein Schriftstück dazu gefunden habe, stattdessen aber Unterstützung auf der Suche nach Alternativen in Aussicht stellte. Oechsle schlug vor, den Plan um weitere Parkflächen zu erweitern, bemerkte aber gleichzeitig, dass das Gelände im Landschaftsschutzgebiet liege. Das passe nicht zur Tatsache, dass Oechsle selbst damals den Platz vor einer Genehmigung habe schottern lassen, bemerkte Kurt Ebel (CDU) und kritisierte Oechsles Warnung vor „diktatorischen Beschlüssen“: „Da fallen einem alte Sachen auf die Füße, wenn man sie denn überhaupt spürt.“

Ute Praefcke (BL) kritisierte, dass sie von wichtigen Informationen erst kurzfristig erfahren habe, etwa von der Umfrage unter Remchinger Ärzten oder der Hochwassergefahrenkarte, die einen kleinen Teil des Geländes als gefährdet auszeichnet, was den Planern zufolge allerdings durch den noch ausstehenden Einbezug des verdreifachten Rückhaltebeckens wegfallen würde: „Ich fühle mich nicht genügend informiert – das kotzt mich ehrlich gesagt schon eine ganze Weile an.“ Prayon konterte, dass die Bürgerliste selbst die Karte im März eingebracht habe und die Ergebnisse der Umfrage noch nicht spruchreif seien.

Beschämend sei vielmehr, wie diskutiert werde, betonte schließlich Christian Roser (CDU), der selbst Notarzteinsätze fährt und weiß, dass die Fristen von Pforzheim aus oft nicht eingehalten werden können: „Wir reden nicht über einen Kuhstall, sondern über eine Rettungswache, bei der es sehr, sehr viel Mühe gekostet hat, sie überhaupt herzuholen.“ Auch Antje Hill (SPD) und Felix Casper (CDU) verwiesen auf die einmalige Chance: „Andere würden uns dafür beneiden oder die Wache abnehmen. Es ist wichtig, ein klares ‚Dafür‘ nach außen zu geben.“

Zustimmung des Rates

Die BL betonte, dass sie keinesfalls dagegen sei, sondern vielmehr standort-bedingte Verzögerungen verhindern wolle. Der Vorentwurf, den Planerin Petra Schippalies präsentierte, sieht die Rettungswache mit 18 Parkplätzen sowie optional im hinteren Bereich das Ärztehaus und 30 weitere Parkplätze vor. Bei einer Nein-Stimme von Lorenz Prafecke (BL) sowie vier Enthaltungen von Oechsle, Ute Praefcke (BL) sowie den Grünen-Räten Katharina Kammerer-Klopp und Klaus Fingerhut (Grüne), die Bedenken beim Hochwasser- und Umweltschutz hatten, stimmte der Gemeinderat dem Verfahren zu.

Autor: Julian Zachmann