Remchingen
Remchingen -  18.07.2021
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Ausfahren und Austauschen: Remchinger Schrauber vereinen sich zu den „Mopedos“

Remchingen. Die einen schwören auf ihren Geländewagen, für die anderen tut es auch ein Kleinwagen und manche meistern ihre täglichen Besorgungen sportlich mit dem Fahrrad. Für Peter Roßwag dagegen ist das Moped samt Anhängerkupplung der perfekte Begleiter in der Gemeinde – und auch darüber hinaus: Der 62-Jährige aus Nöttingen sitzt täglich auf seinem historischen Tomos, gebaut in der gleichnamigen slowenischen Mopedfabrik. Wenn er mal ein Ersatzteil oder Rat und Tat beim Schrauben braucht, fragt er einfach seinen Nachbarn Andreas Hagemann um Hilfe, der selbst einen DKW Hummel aus dem Jahr 1958 fährt: „Damit hat mich schon mein Onkel vom Kindergarten abgeholt“, blickt der 60-Jährige auf den treuen zweirädrigen Begleiter mit einer bewegten Geschichte: „Dann wurde uns das Moped gestohlen und Jahre später habe ich es wiedergefunden.“

Doch nicht nur seine Generation weckt immer mehr Mokicks aus dem Scheunenschlaf. Auch bei Jüngeren kommt das Moped wieder in Mode: So hat vor Kurzem der 27-Jährige Mirco Reuter eine Simson Schwalbe ergattert, eines der blauen Kultmopeds aus der damaligen DDR. Diese hat er in der Werkstatt seines Vaters komplett zerlegt und lackiert: „Moped fahren ist wieder in“, stellt der Wilferdinger fest.

Schnell hat die Lust an den kleinen Geschwistern des Motorrads die Runde in Remchingen gemacht, sodass sich hier die Interessensgemeinschaft (IG) „Mopedos Remchingen“ gegründet hat – mit mittlerweile rund 30 Mitgliedern, Mirco Reuter als Sprecher und Florian Walch als Stellvertreter. „In der ganzen Gemeinde schlummern bestimmt noch zwei-, dreihundert Mopeds“, schätzt Markus Leonhard aus Nöttingen: „Wir sind eine bunte Truppe von Jung bis Alt und freuen uns noch auf viele weitere Interessierte.“

Während die IG-Mitglieder den Austausch und die gegenseitige Hilfe beim Schrauben schätzen, planen sie bereits ihre erste Ausfahrt: Im Septembe soll es Richtung Bodensee gehen. Über weniger befahrene Straßen und auf Abstand – und gleichzeitig auch mit der Hoffnung auf etwas Rücksichtnahme der anderen Verkehrsteilnehmer, wie Andreas Hagemann erklärt. Schließlich sei es für die ja auch ein Hingucker, wenn mit Schwalbe, Spatz, Sperber, Habicht und Star die ganze DDR-Simson-Reihe um die Ecke kommt, begleitet von Herkules, NSU, Zündapp, Kreidler und Co.

Spaß an der Gemeinschaft

Bei den „Mopedos“ willkommen sind alle Mopedfans aus der Gemeinde – eine allzu strikte Modellvorschrift gibt es nicht, wie Peter Roßwag betont: „Hauptsache, sie sind alt und originell und die Fahrerin oder der Fahrer haben Spaß an der Gemeinschaft.“ Warum sie eine eigene IG und keine Untergruppe der bereits als Verein bestehenden Motorradfreunde gegründet haben, bringen Annett Hagemann und Simone Kohl, selbst begeisterte Fahrerinnen, auf den Punkt: „Viele von uns sitzen auch gerne aufs Motorrad, aber das ist ein ganz anderes Fahrgefühl. Das Moped sorgt für Entschleunigung, man sieht die Welt mit ganz anderen Augen – und der Weg ist das Ziel.“ Deshalb sehe sich die IG auch keineswegs als Konkurrenz zu bestehenden Vereinen, sondern wolle vielmehr das Miteinander bereichern.

Autor: Julian Zachmann