Remchingen
Remchingen -  28.11.2019
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Bahnkunden müssen sich 2020 warm anziehen: Umleitungsverkehr der Schnellbahntrasse wird Residenzbahn hart treffen

Remchingen/Enzkreis. Der Schienenverkehr zwischen Karlsruhe und Stuttgart stand im Mittelpunkt des Interesses. Konkret ging es um die große Kluft zwischen Planung und Realität. So kündigt es die Grünen-Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann aus Mühlacker bei ihrer Einführung in den Themenabend an. Über 70 Besucher in der Remchinger Kulturhalle wollen bei der von den Grünen organisierten Informationsveranstaltung wissen, was Ministerialdirigent Uwe Lahl vom Landesverkehrsministerium zur schier unendlichen Pannenserie auf der Residenzbahn zu sagen hat. Und er kommt nicht allein, hat Fachleute aus Stuttgart mitgebracht. Und mit dem VCD-Landesvorsitzenden Matthias Lieb aus Mühlacker, der auch Vorsitzender des Landesfahrgastbeirats ist, ist ein exzellenter Kenner der Materie als zweiter Hauptreferent mit von der Partie.

Was ist bei der Umstellung schiefgelaufen?

Eine ganze Menge, wie Lahl unumwunden einräumt. Verspätungen und Ausfälle. Jede Menge Kinderkrankheiten bei der Software der neuen Züge: Listen mit bis zu 150 Fehlern gleichzeitig. Probleme mit Türen und Toiletten. Eine mangelhafte Kommunikation. Unzutreffende Informationen auf der App DB Navigator. Und, und, und...

Nun wird alles besser?

Zumindest nicht sofort. Zwar wurde eine Task Force zur Lösung von Problemen gebildet, doch ständig tun sich neue Herausforderungen auf. So gibt die DB Netz AG ihre Steuerungsfunktion für Anschlusszüge ab. Das Management unterschiedlicher Betreiber ist aufwendig. Zunächst droht schlechtere, statt besser vernetzte Kommunikation.

Wie sind die Aussichten für 2020? Schlecht. Zwar kommt es zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember dieses Jahres zu ersten strukturellen Verbesserungen im Fahrplanangebot. Doch diese Maßnahmen werden kurz nach der Einführung zum Teil gleich wieder ausgehebelt durch den umfangeichen Ersatzfahrplan, der sich aus der Schnellbahntrassen-Modernisierung Stuttgart/Mannheim und die Folgewirkungen des Ausweichverkehrs auf die Residenzbahn vom 10. April bis 31. Oktober ergibt. Lahl verspricht, dass man die Zeit bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2020 nutzen will, um in der Angebotssystematik weitere Verbesserungen zu erzielen. Das Geld dafür sei vorhanden. Lahl räumt aber ein, dass das halbe Jahr Umleitungsverkehr auf der Residenzbahn den Kunden alles abverlangen wird.

Aber dann sieht es gut aus?

Lahl und Lieb sind sich einig, dass der geplante Deutschlandtakt im Nachgang zum Großprojekt Stuttgart 21 eine ganz harte Nuss werden wird. Womöglich werden umfangreiche Gleis- und Tunnelneubauten notwendig, um Engpässe im Fernverkehr aufzufangen, damit der Deutschlandtakt verwirklicht werden kann. Ob die prognostizierten, gleisbedingten Engpässe auch mit computergesteuerter Gleisbelegungstechnologie gelöst werden können, bleibt eine Hoffnung.

Mehr über den Themenabend lesen Sie am Freitag, 29. November 2019, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: mar