Remchingen
Remchingen -  14.11.2025
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Betrüger fälschen Accounts auf Instagram: Auch Bürgermeisterinnen aus Remchingen und Neuhausen betroffen

Remchingen. Sie wollen das Vertrauen ausnutzen, das Bürger in Amtsträger haben: Betrüger, die auf Instagram Fake-Profile von Bürgermeistern erstellen, die dem Original täuschend ähnlich sehen. So wollen sie an sensible Daten der Nutzer kommen, die ihnen vorschnell folgen. In jüngster Zeit scheint diese Masche um sich zu greifen – jüngstes Beispiel: die Remchinger Amtsinhaberin Julia Wieland, die am Montag Abend auf den Betrug hinwies. „Das ist zur Zeit ein sehr krasses Thema“, sagt sie. „Ich bin jetzt innerhalb von kurzer Zeit schon das zweite Mal betroffen.“ Auf der falschen Seite seien die Menschen dazu aufgefordert worden, einer Gruppe für „Fans“ oder „Ausgewählte“ beizutreten.

Urteil: Instagram hat Info-Pflicht bei Fake-Account
Aufgepasst: Von vielen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus der Reion kursieren im Netz Fakeaccounts. Foto: Catherine Waibel, dpa

Etwas, das sie nie machen würde, wie Wieland betont. Als sie darauf aufmerksam gemacht wurde, seien dem Fake-Account bereits 140 Menschen gefolgt. Sie hoffe, dass alle vorsichtig gewesen seien, so Wieland. Üblicherweise hätten es die Betrüger auf sensible Daten abgesehen – oder es gehe um Spenden oder auch Mitgliedsbeiträge. „Das ist eine ganz üble Form, die Leute zu täuschen“, ärgert sie sich über den Identitätsdiebstahl von Personen des öffentlichen Lebens und betont: Bürgermeister würden per Instagram nie Geld verlangen, auch keine Spenden.

„Ich rege mich richtig darüber auf, das ist wirklich ärgerlich“,

so Julia Wieland.

Um das falsche Profil zu erkennen, muss man schon genau hinschauen. Wenn man bei ihrem Account „juliawieland_remchingen“ beispielsweise ein kleingeschriebenes l gegen ein großes I tausche, könne man das kaum bemerken. Im aktuellen Fall wurde einfach eine 1 angehängt – und der Rest ihrer Seite samt Fotos kopiert. Opfer bemerken den betrügerischen Seitenklau nicht, da sie blockiert werden. Handeln kann man erst, wenn man von anderen darauf hingewiesen wird. Julia Wieland ist sofort tätig geworden: Sie hat alle, die ihr bei Instagram folgen, auf den Fake-Account hingewiesen und in beiden Fällen Anzeige bei der Polizei erstattet.

Nach ihren Informationen sind von der Masche mit der falschen Identität einige Bürgermeister in der Region betroffen. Dazu gehört auch Neuhausens Bürgermeisterin Sabine Wagner, die innerhalb der letzten vier Wochen zwei Mal Opfer wurde. „Da musste man schon genau hinschauen, um den Fake zu erkennen“, sagt sie und berichtet von chinesischen Zeichen, die eingefügt wurden. Sie habe innerhalb kürzester Zeit Rückmeldung erhalten und konnte reagieren. Auch Wagner hat den Eindruck, dass es sich bei der Masche um eine großangelegte Aktion handelt: Gezielt bei einem Personenkreis, den die Menschen als vertrauenswürdig einstufen. Wie die PZ Anfang Oktober berichtet hat, wurde auch Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch bereits mehrmals Opfer des Insta-Identitätklaus. Und ein Blick ins Internet zeigt: Landauf, landab sind die Fake-Accounts von Bürgermeistern derzeit ein Thema.

Die Polizei rät, bei einem Fake-Profil zunächst Screenshots zu fertigen und die URL zu sichern, so Melanie Konrad von der Pressestelle des Pforzheimer Polizeipräsidiums. So habe man einen Nachweis, auch wenn das Profil wieder gelöscht werde. Betroffene können auch Anzeige erstatten. Von einer Kontaktaufnahme mit dem Fake-Profil wird ausdrücklich abgeraten. Auf den großen Plattformen kann man entsprechende Profile melden. Hinweise auf ein Fake Profil seien, das es nur wenige Fotos gibt, die Schreibweise des Profilnamens fehlerhaft ist, die Seite relativ neu angelegt ist und es nur wenige Posts gibt.

Hinweise der Verbraucherzentrale

Hessens Verbraucherzentrale hat schon im September vor der Masche mit den Fake-Profilen gewarnt. Besonders häufig würden gefälschte Profile im Zusammenhang mit Finanzangeboten, mit Gesundheits- und Lifestyleprodukten eingesetzt. Laut Verbraucherzentrale sollte ein Account, der erst seit Kurzem besteht oder Zeichen und Nummern im Profilnamen enthält, misstrauisch machen. Auch ungewöhnliche Reaktionszeiten und wenig Aktivität seien Warnsignale. Besonders wichtig sei es, bei überzogenen Gewinnversprechen und der Aufforderung, Geld auf unbekannte Konten zu überweisen, skeptisch zu bleiben. Leser sollten verdächtige Profile bei der jeweiligen Plattform melden und im Zweifelsfall rechtliche Schritte erwägen.