Remchingen
Remchingen -  26.02.2019
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Bienenfleißig seit 100 Jahren: Bienenzuchtverein Pfinztal feiert sein großes Jubiläum

Keltern/Enzkreis. Milliarden von Arbeitsstunden zum Wohle der Bevölkerung – eine solch hohe Anzahl konnte Bürgermeister Steffen Bochingen guten Gewissens dem in Keltern ansässigen Bienenzuchtverein Pfinztal zuschreiben, der jetzt seinen 100. Geburtstag in der Dietlinger Mehrzweckhalle feierte.

„Schließlich sind nicht nur die Mitglieder im Einsatz, sondern auch die Bienen arbeiten ehrenamtlich und ohne Bezahlung dafür, dass wir uns im Frühjahr an blühende Bäume, Sträucher oder Gärten setzen können.“ Und dass überhaupt das Ökosystem funktioniere und für eine reiche Ernte sorge. Symbolisch überreichte Bochinger dem Vereinsvorsitzenden Jürgen Utz einen Staubwedel – in der Hoffnung, dass ihn die rund 120 Vereinsmitglieder anders als in China zur Bestäubung nicht brauchen würden. „Machen Sie weiter so, auch wenn die Bienenzucht heutzutage nicht immer ein Honigschlecken ist“, so Bochinger auch im Namen seines Remchinger Kollegen Luca Wilhelm Prayon. Die Gemeinden unterstützen unter anderem beim Kauf von Wildsamenmischungen für die Bürger.

„Wenn es Sie nicht schon geben würde, müssten wir Sie dringend gründen“, lobte Enzkreis-Dezernentin Hilde Neidhardt. Auch in der Landwirtschaft seien Bienen mit die wichtigsten Akteure, weshalb es sie mit angepasstem Pflanzenschutz und vielfältigen Landschaften zu bewahren gelte. Die Sorgen der Imker lägen heute in ganz anderen Bereichen als zu Zeiten der Gründung nach dem Ersten Weltkrieg, wo es vor allem um die Honiggewinnung ging, sagte Manfred Raff, Vizepräsident im Badischen Landesverband.

Mit einem erfrischenden Gottesdienst samt Ellmendinger Posaunenchor startete zuvor Peter Bauer aus Wilferdingen in den Tag. Zusammen mit seinem zwölfjährigen Sohn Ben ist der Gemeindediakon der evangelischen Landeskirche in Baden vor wenigen Jahren selbst auf die Biene gekommen. Alles begann mit einer geerbten Schleuder – jetzt stehen fünf Völker in Bauers Garten und freuen sich über die ersten warmen Sonnenstrahlen: „Und wir sind noch immer fasziniert über das Wunder der Bienen, wie alles zusammenspielt – vielfältig, einzigartig, faszinierend.“ Bauer zog Parallelen zum menschlichen Zusammenleben: „Die Vielfalt zeigt, dass Gott kein Gleichmacher ist.“

Am Mittag gab Imker Jörg Fischle in der gut gefüllten Halle mit historischen Bildern und kurzweiligen Interviews einen Einblick in die bewegte Vereinsgeschichte. Zusammen mit Imker Christoph Augenstein vom AHK Keltern trug er eine ganze Ausstellung zusammen und zeigte den Wandel vom Strohbienenkorb über die handgekurbelte Schleuder bis zum modernen Magazin. Wie jeder Garten- oder Balkonbesitzer den fleißigen Bestäuberinnen helfen kann, erklärte Melanie Marquardt von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim. Neben päckchenweise Blühsamen verteilten die Imker Sal-Weiden-Stecklinge – und obendrauf eine besonders köstliche Mischung Bienenhonig direkt aus der Region.

Autor: Julian Zachmann