Remchingen
Remchingen -  14.04.2021
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Dieser Mann hilft Chören durch die Pandemie - und wird nun ausgezeichnet

Remchingen-Nöttingen. Während es um einige Gesangvereine in der Region schon vor der Pandemie immer ruhiger wurde, droht mancher Traditionschor nach einem Jahr ohne Proben, Auftritten und Gemeinschaft ganz und gar zu verstummen. Das befürchtet Florian Hartmann – wohlwissend, dass die Pandemie noch etwas andauern wird. „Aber mit kreativen Wegen können wir etwas tun, um das Singen und Musizieren trotzdem aufrecht zu erhalten“, unterstreicht der Bass, der nach seinem Musikstudium weiter in Karlsruhe wohnt und die aktuellen Auflagen nachvollziehen kann.

Als Berufsmusiker ist Hartmann Chorleiter beim Liederkranz Nöttingen, Stimmbildner des Pforzheimer Oratien- und des Karlsruher Knabenchors Cantus Juventum und lebt darüber hinaus von vielfältigen Engagements an Opern und Theatern. Die Pandemie hat sein komplettes Berufsleben auf den Kopf gestellt – dennoch mache er sich noch viel größere Sorgen um den Vereinsbereich: „Wir Berufsmusiker haben Überbrückungsmöglichkeiten, können finanzielle Hilfen beantragen oder durch regelmäßige Testungen mittlerweile manche Formate wieder durchführen und haben vor allem die Hoffnung, dass es irgendwann weiter geht. Was aber im Amateurbereich einmal verloren ist, ist schwer wieder aufzuholen.“

Während in Jugendchören ganze Jahrgänge fehlen, verdeutlicht Hartmann, wie schwer es über 80-jährigen Sängern falle, nach ein oder zwei Jahren wieder einzusteigen: „Da ist das gesamte Training weg.“ Schließlich gehe es nicht nur um ein Trällern: „Das sind Muskulaturen, die genauso gepflegt werden müssen wie bei einem Fußballspieler.“

Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat der 29-Jährige beim Nöttinger Liederkranz früh kreative Wege eingeschlagen: Bereits im Mai vergangenen Jahres besuchte er gemeinsam mit den befreundeten Gesangprofis Mariann Grieshaber, Maria Kalmbach und Moritz Kallenberg die Sängerinnen und Sänger des Traditionschores einzeln im Garten oder auf dem Gehweg vor den Häusern, um mit ihnen und ihren Nachbarn durch mobile Chorproben die Stimme zu ölen und die Gemeinschaft zu stärken. Für die außergewöhnliche Initiative bekam er nun die Badische Chorprämie 2020 vom Badischen Chorverband.

Mehr lesen Sie am 15. April in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Julian Zachmann