Remchingen
Remchingen -  07.07.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Entscheidung über Dividende fällt erst im nächsten Jahr: VR Bank Enz plus folgt Empfehlung der Aufsichtsbehörden

Remchingen. Erstmals tagen am Mittwoch die Vertreter der VR Bank Enz Plus nur virtuell. Die geplante Vertreterversammlung in der Kulturhalle Remchingen war wegen der Corona-Pandemie verschoben worden. Im Mittelpunkt dürfte die geplante Verschiebung der Dividende stehen. Die PZ hat bei Vorstandschef Jürgen Wankmüller nachgehakt.

Die Vorstände der VR Bank Enz plus (von links): Armin Kühn, Martin Schöner, Jürgen Wankmüller (Vorsitzender) und Ulf Meißner. Foto: Privat
Die Vorstände der VR Bank Enz plus (von links): Armin Kühn, Martin Schöner, Jürgen Wankmüller (Vorsitzender) und Ulf Meißner. Foto: Privat Foto: Privat

Fällt die Dividende aus?

„Nein, die Dividende für 2019 fällt nicht aus. Der Gewinnverwendungsvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat beinhaltet, dass der Dividendenbetrag als Gewinnvortrag zurückgestellt wird“, so Wankmüller. Somit bestehe im Jahr 2021 für die Vertreterversammlung die Möglichkeit, darüber abzustimmen, dass die für 2019 nicht ausbezahlte Dividende in Form einer Bonusauszahlung nachgeholt werden kann. Man komme damit der Empfehlung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht an alle Banken nach, im Zuge der Corona-Pandemie und den damit noch nicht abschätzbaren Kreditrisiken auf die Zahlung einer Dividende zu verzichten beziehungsweise diese zu verschieben. „Auch wenn unser Jahresüberschuss 2019 durch Sonderfaktoren und Rückstellungen zur Zukunftsvorsorge belastet war, haben wir ein ausreichend gutes Ergebnis erwirtschaftet, um wie geplant die Dividende zu bezahlen.“

Um Abschreibungen auf Kundenkredite aufzufangen, wurden Kursgewinne aus einem Spezialfonds realisiert. Musste die VR Bank das Tafelsilber verkaufen, um die Bilanz auszugleichen?

„Die Auflösung des Spezialfonds erfolgte aus strategischen Gründen“, erklärt der Bankchef. „Wir haben diesen deshalb aufgelöst, weil wir mit der Performance des Fonds nicht zufrieden waren und er auch in der Prognose der kommenden Jahre keine attraktive Rendite versprochen hat.“ Die dabei realisierten Kursgewinne wurden weitgehend direkt in die Abschreibung von im Bestand befindlichen Über-Pari-Wertpapieren auf den Einlösungskurs von 100 Prozent verwendet. Damit habe man Wertpapierabschreibungen, die in den kommenden Jahren das Ergebnis der Bank belastet hätten, in das Geschäftsjahr 2019 vorgezogen und so die zukünftige Entwicklung der Bank stabilisiert.

„Die notwendigen Abschreibungen auf die Kundenkredite haben wir aus dem ordentlichen Betriebsergebnis des Jahres 2019 gedeckt. Ungeachtet der Aufwendungen für die Risikovorsorge im Kundenkreditgeschäft, welche nicht als Abschreibung zu bezeichnen sind, konnte das Eigenkapital um rund 1,5 Millionen Euro gestärkt werden. Es kann demnach nicht davon gesprochen werden, dass Tafelsilber versilbert werden musste, da kein Substanzverzehr stattgefunden hat.“

Kann die VR Bank mit dem Ergebnis zufrieden sein?

„Bei allen Banken ist die Ertragslage unter Druck. Mit unserem Strategiekonzept haben wir die richtigen Weichenstellungen vorgenommen. Ausweislich unserer Eckwertplanung bis zum Jahr 2024 wird sich die Ertragslage in den nächsten Jahren stabilisieren und die Bank ist damit zukunftssicher aufgestellt“, so Wankmüller. 2019 sei zusätzlich durch Sonderfaktoren im Zusammenhang mit der Strategiekonzeption belastet gewesen. Mit Blick auf die aktuelle Situation habe man alle Schritte in die Wege geleitet, um die Bank in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. „In erster Linie sollen unsere Mitglieder und Kunden durch attraktive Beratungsleistungen und zeitgemäße Serviceangebote von diesen Investitionen profitieren.“

Die Vertreterversammlung wird erstmals virtuell durchgeführt, spart man dadurch Geld?

In Summe sei die virtuelle Durchführung der Vertreterversammlung rund 10.000 Euro günstiger. Das stehe aber nicht im Fokus. „Gerne hätten wir wie gewohnt eine Präsenzveranstaltung in der Kulturhalle veranstaltet.“

Ist der Fusionsdruck zuletzt gewachsen? Gibt es Gespräche mit anderen Banken?

„Mit unserer Fusion zur VR Bank Enz plus im Jahr 2017 haben wir die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Derzeit sind wir dabei, die Synergien aus dieser Fusion zu heben und unsere Prozesse und Strukturen entsprechend anzupassen. Mit Blick auf die gesamte Bankenlandschaft hat aus unserer Sicht der Fusionsdruck nicht nachgelassen. Wir verweisen hierbei auch auf aktuelle Diskussionen zur Commerzbank.“ Mit der Niedrigzinslandschaft, nötigen Investitionen in die Digitalisierung und Anforderungen aus der Regulatorik bestünden weiterhin große Anforderungen an alle Banken. „Wir sind gut gerüstet auch in den kommenden Jahren die Bank in Eigenständigkeit zu führen. Gespräche mit anderen Banken zu einer Fusion gibt es nicht.“

Autor: ne