Remchingen
Remchingen -  02.01.2024
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Fit und lebhaft den Erinnerungen nachgehen: Rüstige Seniorin feiert 100. Geburtstag

Remchingen. Elise „Liesel“ Göhler war schon immer für eine Überraschung gut: Damals, als man in ihrem Laden an der Singener Marktstraße selbst auf der Suche nach ausgefallenen Produkten fündig wurde ebenso wie an diesem Mittwoch, wenn sie an ihrem 100. Geburtstag noch immer fit und munter erzählen kann. „Ich weiß, wie alt ich bin. Manches funktioniert nicht mehr, wie es sein soll – aber ich bin noch da“, stellt die Jubilarin fest.

Auch mit 100 Jahren ist Elise „Liesel“ Göhler noch fit. Viele Singener kennen sie von ihrem Laden an der Marktstraße.
Auch mit 100 Jahren ist Elise „Liesel“ Göhler noch fit. Viele Singener kennen sie von ihrem Laden an der Marktstraße. Foto: Zachmann

1924 erblickte Elise Linder in Dillweißenstein das Licht der Welt. Ihre Lehrzeit absolvierte sie in der Kurzwarenabteilung des damaligen Warenhauses Knopf in Pforzheim, später arbeitete sie bei der Uhrenfabrik Junghans in Schramberg und bei Gustav Rau in Pforzheim. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Ernst Göhler aus Singen kennen, der als Elektriker öfters in ihre Abteilung kam.

Kurz nach ihrer Hochzeit 1950 übernahmen die beiden an der Marktstraße gegenüber des Singener Waaghäuschens ein Ladengeschäft mit Lebensmitteln und Haushaltswaren für den täglichen Bedarf: „Das war wie ein Drugstore in Amerika“, erinnert sich Göhler. „Von Eiern und Nudeln über Kleider, Spielwaren und landwirtschaftliche Artikel hatten wir fast alles.“ Damals hätten die Kunden sehr aufs Geld achten müssen: „Viele konnten nur ein Viertel Pfund Butter kaufen oder mussten anschreiben lassen.“

Mit dem eigenen Führerschein, den sie in acht Tagen erworben habe, habe sie selbst vieles zugekauft und auch ausgefahren: „Bis nach Würm!“ Gegenüber öffnete ihr Mann nach der täglichen Arbeit auf dem Bau ein Elektrogeschäft. Auch Sohn Marko, der 1958 zur Welt kam, verbrachte im Laden viele Stunden seiner Kindheit. Nach der Übergabe des Ladens arbeitete „Liesel“ Göhler weiter im „Konsum“ an der Lammstraße.

Noch heute denkt sie gerne an die vielen Kundenkontakte zurück. Während sie die letzte ihrer Schulkameraden ist, wie sie mit Blick aufs Klassenbild feststellt, freut sie sich zwei Mal in der Woche über die Begegnungen in der Tagespflege, wo sie ebenso die Älteste ist: „Während die anderen schlafen, gehe ich rüber zum Drogeriemarkt“, schmunzelt die rüstige Seniorin, die ihrem Sohn den Beipackzettel der Medikamente noch ohne Brille vorliest.

Neben der Arbeit habe sie das regelmäßige Schwimmen, Gassi-Gehen mit ihren Hunden und das Wandern mit ihrem Mann fit gehalten – nicht nur in der Heimat, sondern auch am Gardasee oder in Holland, wo sie viele Male mit dem Wohnwagen hinreisten.

Nun freue sie sich, dass sie den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen kann – mit Unterstützung von Sohn Marko, Schwiegertochter Marion und Enkel Lukas, der mit im Haus wohnt.

Autor: Julian Zachmann