Freibeuterisches Mundwerk im Rampenlicht: HG Butzko in Remchingen
Remchingen. Im gut besuchten Nöttinger Löwensaal präsentierte Hans-Günter „HG“ Butzko sein aktuelles Solo-Programm mit dem Titel „echt jetzt“ – die zehnte Produktion des 54-jährigen Kabarettisten aus Gelsenkirchen in mehr als 20 Bühnenjahren. Es ehrt den wortgewandten Routinier, dass er stets tagesaktuelle, brisante Themen aufs satirische Korn nimmt – diesmal: die Digitalisierung – und aufs selbstverliebte, aber branchenübliche Jubiläums-Recycling alter Gags verzichtet.
Erklärtermaßen ist ihm sein Auftritt auch zu schade, um Trump-Witze in Serie abzufeuern. Nur so viel gibt er doch zum Besten: „Was haben Trump und Schröder gemeinsam? Einen Ehrenplatz in Putins Zäpfchen-Sammlung“. Der Saal honoriert Butzkos Spott mit lautem Lachen.
Oberflächliche Unterhaltung ist jedoch seine Sache nicht. Butzko schaut ganz genau hin – und ins Publikum: Vermeintlich unbemerkte Handynutzung im Zuschauerraum nutzt er nicht nur, um die Betreffenden kabarettistisch abzuwatschen, sondern für eine gut recherchierte Generalabrechnung mit den bedeutendsten Protagonisten der Digitalisierung: Amazon, Apple, Google und Microsoft. Er zitiert beispielsweise den ehemaligen Apple-Senior Director Tony Fadell: „Der kalte Schweiß bricht mir aus, wenn ich darüber nachdenke, was ich und meine Kollegen da in die Welt gesetzt haben. Obwohl Handys eigentlich als Kommunikationsinstrumente angeboten werden, dienen sie tatsächlich vor allem den Bedürfnissen des Einzelnen und sind Mittel der Selbstüberhöhung“. Die Verantwortlichen in den genannten US-Konzernen, so Butzko weiter, „wissen ganz genau mit welchen Mechanismen sie Sucht auslösen“. Und „sie wissen genau, was sie Kindern antun und schicken den eigenen Nachwuchs auf Waldorf- und Montessori-Einrichtungen, weil sie auch wissen, dass dort Tablets, Computer und Smartphones verboten sind“. Er warnt eindringlich vor dem Zugriff der Digitalisierung auf das Lernverhalten von Kindern. „Unsere Politik ist noch nicht einmal ansatzweise im Stadium zu ahnen, dass da mit der Digitalisierung etwas auf uns zurollt, was unsere Welt völlig umwälzen wird.“ Butzkos Fazit: Wir dürfen nicht zulassen, dass Computer-Nerds die Welt in ihrem Interesse verändern. Spätestens jetzt bleibt allen im Saal das Lachen im Hals stecken.