Remchingen
Remchingen -  21.09.2021
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Hannes und der Bürgermeister begeistern in der Kulturhalle Remchingen

Remchingen. Mit ausgestrecktem Arm hält der Bürgermeister den roten Telefonhörer weit von sich weg und brüllt durch seine Maske: „Sie müssen lauter sprechen, weil ich den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten muss.“ Dabei wäre das gar nicht nötig, denn am Apparat ist seine Frau, sein „Schatzilein“, das ihm unerfreuliche Nachrichten überbringt: vom Schlotterbeck, seinem Widersacher. Der meint doch allen Ernstes, er habe kein Durchhaltevermögen, sei zu weich und der aktuellen Situation nicht gewachsen. Und das nur, weil er den „Ochsen“ alkoholisiert auf allen Vieren verlassen haben soll. So eine Frechheit. Das kann der Bürgermeister nicht auf sich sitzenlassen. Schließlich hat er doch nur in „vorschriftsgemäß desinfiziertem Zustand die Qualität unserer Straßenreinigungsarbeiten kontrolliert“. Das kann der Hannes nur bestätigen. Ausnahmsweise ist er sich mit seinem Vorgesetzten einmal einig.

Zwei Wochen in „Karaoke“

Etwas, das am Montag- und Dienstagabend in der Remchinger Kulturhalle sonst eher selten vorkommt. Denn wenn Albin Braig und Karlheinz Hartmann mit Herrn Stumpfes Zieh und Zupfkappelle auf der Bühne stehen, ist das Chaos programmiert, momentan mehr denn je. Dann hört man Wörter wie „Schafseggl“, „Maultaschenträger“ und „Abstandhalterinnen“, dann fallen Bücher auf Köpfe, dann verbringt der Hannes zwei Wochen in „Karaoke“, also in Absonderung, weil ihn der Dorfpolizist nach der Ausgangssperre noch auf der Straße erwischt hat.

Der Amtsbote hält seinen Chef ganz schön auf Trab, verwickelt ihn in minutenlange Diskussionen, nimmt ihm den Telefonhörer aus der Hand, greift ihm auch schon einmal hinten in die Hose und zieht ihm die Schuhe aus, um nach dem Juchtenkäfer zu suchen. Der ist nämlich sehr selten und hat es sich im Rathaus gemütlich gemacht, genauso wie Eidechsen und Fledermäuse. Dort geht es drunter und drüber. Im Tiefbauamt wird Party gefeiert, im Keller die Sauna eingeheizt. Und der Hausmeister macht samstags Badetag, mit der Frau vom Kulturamt, selbstverständlich in derselben Badewanne. Dem Bürgermeister wird schwindlig. Da hilft nur noch ein Schnaps. Der kurbelt übrigens auch die Kreativität an, wenn einen der Ministerpräsident darum bittet, einen neuen Claim für Baden-Württemberg zu entwickeln, also für das Land, das alles kann außer Hochdeutsch. Hannes sprudelt vor Ideen: „Wer uns nicht kennt an dieser Stelle, der ist im Hirn nicht ganz helle.“ Oder: „Wo der Besen hängt vor dem Haus, schenkt man den Rebensaft aus.“

Naja, den vielleicht doch besser nicht. Fürs Reimen sind ohnehin andere zuständig, nämlich Manfred Arold, Michael Flechsler, Marcel Hafner und Benny Banano von Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle, die auf Banjo, Gitarre und Kontrabass zwischen den einzelnen Sketchen schmissige Stücke zum Besten geben.

Autor: Nico Roller