Remchingen
Remchingen -  24.04.2022
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Hochkarätige Metal- und Hardrock-Bands beim „No Playback Festival“ in Remchingen

Remchingen. Immer wieder steigt dichter Nebel auf, immer wieder wird wild getanzt, immer wieder sind die Hände und die Haare in der Luft. Ausgelassen ist die Stimmung am Wochenende in der Remchinger Kulturhalle gewesen. Zwei Tage lang hat es dort wummernde Bässe gegeben, harte Gitarrenriffs und Musiker, die mit voller Kraft ins Mikrofon schreien, die Wände zum Wackeln und den Boden zum Beben bringen. 13 Bands aus sieben Nationen sind am Freitag und am Samstag beim „No Playback Festival“ aufgetreten. Nach einer coronabedingten Zwangspause hat es nun wieder unter normalen Bedingungen stattfinden können.

Sehr zur Freude von Veranstalter Matthias Häcker, der das Festival 2018 ins Leben gerufen hat, weil er sich darüber ärgerte, dass so manche Heavy-Metal-Band auf Playbacks zurückgreift. Mit der Resonanz in der Remchinger Kulturhalle ist er „wahnsinnig zufrieden. Mir fehlen die Worte“, sagt er: „Wir haben Heavy-Metal- und Rock’n’Roll-Geschichte geschrieben.“ Nicht zuletzt, weil der der Freitag ganz den Frauen gehörte. Auf der Bühne standen einen ganzen Abend lang nur Bands mit Sängerinnen, darunter auch Girlschool, die dienstälteste Damen-Rockband der Welt, die bereits 1978 in London gegründet wurde.

Häcker hat den Eindruck, dass sowohl Bands als auch Zuhörer solche Festivals vermisst haben. Zwar hatte im Sommer 2020 in der Remchinger Kulturhalle ein abgespecktes „No Playback Festival“ unter Corona-Bedingungen stattgefunden, allerdings ohne Headbangen in der Menge, ohne Pogo, ohne kollektives In-die-Luft-Springen. Das ist dieses Mal anders gewesen. Das Publikum ist in Partystimmung und will sich bewegen. Zwar sind im hinteren Bereich der Halle einige Stühle aufgestellt, doch benutzt werden sie kaum: Fast alle Besucher stehen vor der Bühne.

Dichter Kunstnebel wabert durch den Saal, wild kreisen die bunten Scheinwerfer. Das Publikum haben alle fest im Griff. Auch The Prophecy 23, die klare Ansagen machen: „Los geht’s, bewegt euch!“ Oder: „Jetzt will ich euch alle bangen sehen.“ Halten die Musiker eine Flasche Bier hoch, ist das für die Besucher das Zeichen, kollektiv einen großen Schluck zu nehmen. Die Haarmähnen werden durch die Luft geschleudert, beim Tanzen ist kurzer, aber heftiger Körperkontakt ausdrücklich erwünscht. Neben den Händen werden Mobiltelefone in die Luft gestreckt, um Fotos und Videos aufzunehmen.

Viel Zeit für Ansprachen und Erklärungen haben die Bands nicht. Die Auftritte sind eng durchgetaktet und der Zeitplan wird eingehalten. Heavy-Metal-Fans sind erstaunlich diszipliniert. In der Kulturhalle sieht man am Wochenende viel Schwarz, viele Kutten, viele lange Haare, aber auch einige Kapuzenpullover und bunte T-Shirts. Auf der Bühne stehen Szene-Größen wie Bullet, Wallop oder Tankard. Zusammen stellen sie unter Beweis, dass Heavy Metal entgegen anderslautender Vorurteile eben doch nicht darauf reduziert werden kann, laut und grob zu sein.

Autor: Nico Roller