Remchingen
Remchingen -  19.01.2018
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Jenseits von Genregrenzen: Blassportgruppe begeistert in Remchingen

Remchingen. „Der ruhige Teil des Abends ist jetzt vorbei“, sagt Alexandra Pugh kurz vor der Pause zum Publikum in der Remchinger Kulturhalle. Die im Saal aufgestellten Stühle brauche man jetzt nicht mehr. Denn wer will bei mitreißenden Pop-Nummern, nach vorne preschenden Beats und lässig dargebotenem Jazz schon auf seinem Platz sitzen bleiben?

Wenn die Musiker der Blassportgruppe ihre Instrumente ansetzen, ist im Zuschauerraum Aufstehen ausdrücklich erwünscht. Singen, klatschen und tanzen sowieso. Damit Letzteres gelingt, haben die schwarze T-Shirts und ebensolche Jogginghosen tragenden Musiker vor allem Schmissiges im Gepäck. Nicht nur eine ganze Menge Eigenkompositionen, sondern auch bekannte Hits von Michael Jackson, Katy Perry, Beyoncé, Rihanna und Mark Ronson, denen sie ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken. Zwischendurch eine Ballade, aber nur zum Ausruhen und Runterkommen.

Zwei Trompeter, zwei Posaunisten, zwei Saxofonisten, ein Sousafonist, ein Snare-Drummer und ein Bass-Drummer können eine ganze Menge Lärm machen. Der Klang ihrer Instrumente füllt die ganze Kulturhalle. In den Soloparts drücken sie sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Jeder darf mal zeigen, was er draufhat. Mit einer klassischen Bigband hat das schon rein optisch wenig zu tun. Mit volkstümlicher Blasmusik noch weniger. Die Musiker scheinen einfach zu spielen, was ihnen Spaß macht – egal, ob Jazz, Pop, Rock, Reggae oder Hiphop. Dass das Ganze auf Blas- und Schlaginstrumenten gut klingt, dafür sorgt der für die Arrangements zuständige Felix Fromm.

Sich und ihrem Publikum gönnen die Musiker keine Verschnaufpause. Übrigens im wahrsten Sinn des Wortes, denn wenn ein Stück vorbei ist, dann folgt schon das nächste – es sei denn, Alexandra Pugh verspürt das Bedürfnis, zwischendurch noch etwas loszuwerden. Die kleine, zierliche Sängerin hat nämlich nicht nur das Publikum, sondern auch die neun Männer voll im Griff. Ihre Stimme ist warm und kräftig.

Warum sie zwischendurch trotzdem immer wieder in ein schepperndes Megafon singt, das wird wohl oder übel ihr Geheimnis bleiben. Wie gut, dass das Gerät gegen Ende des Abends seinen Geist aufgibt. Jetzt muss Pugh für die zwei Zugaben doch wieder das normale Bühnenmikrofon benutzen. Ein Abend, der unter Beweis stellt, dass Blasmusik auch richtig modern sein kann, wenn sie nur will.

Autor: Nico Roller