Landarztpraxis in Singen stand vor dem Aus: Junger Nachfolger übernimmt Praxis
Remchingen-Singen. Zwar ist eine Ärztin auch nur ein Mensch, aber wenn es ihr nicht gut geht, will das schon was heißen. Mit Bauchschmerzen drehte Dorothea Zeise-Süss im Spätjahr 2019 den Schlüssel im Schloss ihrer Landarztpraxis an der Singener Blumenstraße um. Einige Monate zuvor hatte auch ihr Kollege Hubert Braun seine Praxis in Singen ruhestandsbedingt geschlossen und an eine Augenärztin übergeben. Um ein Haar hätte Remchingens zweitgrößter Ortsteil mit rund 3800 Einwohnern keinen Allgemeinmediziner mehr vor Ort gehabt, wenn Zeise-Süss keinen Nachfolger gefunden hätte.
„Das war ein richtiger Krimi, da hätte ich mich nicht mehr aus dem Haus getraut“, erinnert sich die 67-Jährige, die zwar den einen oder anderen interessierten jungen Kollegen bei sich gehabt habe, „Aber allen war es zu viel Arbeit, auch was die Bürokratie und Genehmigungen angeht, und sie wollten lieber in die Stadt.“ Sie habe ihr Auto schon vor den Toren der Kassenärztlichen Vereinigung geparkt, um die Praxiszulassung abzugeben, da erhielt sie in letzter Minute den entscheidenden Anruf – von Christian Schmidt, dem neuen Singener Landarzt, der ihre Praxis schließlich Ende September übernommen hat.
„Ich bin gottglücklich, dass ich mich so entschieden habe und jetzt auf dem Land bin. Das Miteinander mit den Patienten ist hier sehr harmonisch“, freut sich der junge Familienvater, der zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Vaihingen-Enz wohnt. Schmidt ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit der Zusatzausbildung Notfall- und Palliativmedizin und war zuletzt als Oberarzt im Bereich der Inneren Medizin sowie als Leiter der Notaufnahme an den Sana-Kliniken Bad Wildbad tätig. Er sieht sich selbst als Familienarzt: „Schließlich kümmert sich ein Hausarzt um alle, vom Kind bis zur Urgroßmutter.“ In Singen beschäftigt er fünf medizinische Fachangestellte und bekommt montagnachmittags Unterstützung vom Allgemeinmediziner Peter Laux. Neben Notarzteinsätzen geht er soweit zeitlich möglich mit dem Team gerne auf Hausbesuche, die aufgrund der alternden Bevölkerung unabdingbar seien: „Moderne Verfahren wie die Telemedizin haben ihre Grenzen – man kann einen Arzt eben nicht klonen.“
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