Landestheater Tübingen zeigt Komödie „Richtfest“ in Remchingen
Remchingen. In einer Baugemeinschaft ist jeder für jeden da. Man kann sich aufeinander verlassen, verkracht und versöhnt sich wieder. So stellen sich die elf Bauherren in Lutz Hübners Komödie „Richtfest“ ihr generationsübergreifendes Experiment vom gemeinsamem Planen und Zusammenleben vor.
Doch ihr Vorhaben ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Aus völlig verschiedenen Schichten kommen die Figuren, unterscheiden sich in Alter, Herkunft und Wertvorstellungen. Ein „bunter Haufen“, der sich den Traum vom gemeinsamen Haus erfüllen will, bald aber rücksichtslos übereinander herfällt.
Spannende Dialoge
Rasant und witzig geht dies beim Gastspiel des Landestheaters Tübingen in der Kulturhalle Remchingen über die Bühne. Mit launiger Musik, Schampus und spannungsgeladenen Dialogen (Inszenierung: Jan Jochymski) serviert das Ensemble ein Stück, bei dem gefeiert, gestritten und über den anderen gerichtet wird – auf einer Bühne, auf der Treppen und Fenster wie ein unfertiges Puzzle hin- und hergeschoben werden (Sabine Schmidt). Da trifft das großbürgerliche, kinderlose Ehepaar Vera und Ludger (Susanne Weckerle und Andreas Guglielmetti), das teuren Wein und Jazz liebt und ein Gästezimmer für ein Dienstmädchen plant, auf die Spießer-Familie Holger, Birgit und die 17-jährige Judith (Rolf Kindermann, Jennifer Kornprobst und Mattea Cavic). Ein Haus aus Glas kann sich die Leiterin einer Jugendhilfe nicht vorstellen, will lieber aus dem Projekt aussteigen – erst recht, als Töchterchen Judith mit dem smarten, ehrgeizigen Architekten Philipp (Raphael Westermeier) anbandelt. Der will ein „lebendiges Haus“ mit transparenten Räumen, Birgit dagegen Geborgenheit. Für Ehemann Holger, einen Beamten, wäre das Haus eine Bereicherung und Alterssicherung. „Das Prinzip dieser Baugemeinschaft ist Solidarität“, sagt er.
Judith distanziert sich von ihren Eltern, entspricht ganz der Smartphone-Generation. Ins kalte Wasser stürzen sich auch Christian und Mila (Jürgen Herold und Laura Sauer), die ein Kind erwarten und mit der zu kleinen Eigentumswohnung ihre Einkommensverhältnisse übersteigen. Frank und Michael (Daniel Holzberg und Robin Walter Dörnemann), ein schwules Musikerpaar, wollen verwirklichen, worauf sie zehn Jahre gespart haben. Dass sie unter einem Dach mit „Messie“-Rentnerin Charlotte (Gotthard Sinn) wohnen werden, missfällt ihnen. Als Christian und Mila um Geld bitten und die alte Dame zum Pflegefall wird, erreicht der Konflikt seinen Höhepunkt. Ein amüsanter Abend mit Tiefgang.