Remchingen
Remchingen -  28.09.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Luftig leichtes Latin-Flair: Gaby Moreno in Remchingen

Remchingen. Sie hat eine dieser Stimmen zum Verlieben. Zum Sich-Fallenlassen, zum Eintauchen in eine ozeantiefe Gefühlswelt. Gaby Moreno betritt die Bühne und zieht die knapp 200 Zuhörer in den Bann. Am Donnerstagabend gastierte die aus Guatemala stammende Sängerin und Singer-Songwriterin in Remchingen. Moreno spielt ihren ganz eigenen Mix aus Country, Jazz, Bluesrock und lateinamerikanischer Musik.

Im Gepäck hat die 37-Jährige ihr am 4. Oktober erscheinendes Album „Spangled“ mit Titeln aus Lateinamerika und den USA. Moreno versteht sich als Botschafterin der Migration dieser Songs. Obwohl sie bereits im Vorprogramm von Tracy Chapman auftrat und mit der Tex-Mex-Combo Calexico zusammenarbeitete, gilt die Sängerin hierzulande als Geheimtipp. Noch.

Mit der präzise agierenden Band – Martin Meixner (Piano), Kimon Kirk (Bass) und Sebastian Aymanns (Schlagzeug) – entführt sie das Publikum nach einem spanischen Gute-Laune-Opener mit dem Blues „Nobody To Love“ in die düstere Bar-Atmosphäre eines David-Lynch-Films. „O, Me“ lädt später zum Träumen ein. „El Sombrerón“ vertont auf vielschichtige Weise die gruselige Atmosphäre eines Volksmärchens.

Das erste Set lebt von eleganten Harmonien, schönen Klangfarben und luftiger Instrumentierung. Zeit zum Durchatmen! Morenos klarer, sich tief in die Gehörgänge einschmeichelnder Gesang weckt viele Assoziationen. Als Referenzen mögen – je nach Stil – Katy Melua, Norah Jones und Tori Amos herhalten. Die Freude, ihre sympathisch-charmante Art nimmt die Zuhörer mit auf die Reise durch die Musikwelt Amerikas, bei der Moreno auch die traurige, einfühlsame Geschichte von Migranten an der Grenze Mexikos zu den USA erzählt. „Das Geschehen dort bricht mir das Herz“, sagt sie – und rührt das Publikum mit der wunderschönen Ballade „Across The Borderline“ aus der Feder Ry Cooders fast zu Tränen.

Im zweiten Konzertteil gibt es nach dem mexikanischen Bolero „Historia de un Amor“ feinen Jazz – mal im Walzertakt, oder als Bossa Nova („No Regrets“) – und etwas forscheren Bluesrock. Nach zwei Stunden erklatschen sich die begeisterten Zuhörer, darunter einige Lateinamerikaner, durch Ovationen zwei Zugaben. Moreno beschließt den Abend solo, mit einer ihrer absoluten Lieblingsnummern: „Cucurrucucú paloma“, dem schon 1956 von Harry Belafonte bekanntgemachten Titel im Stil des mexikanischen Volkstanzes Huapango. Gänsehaut pur, die CDs finden reißenden Absatz.

Autor: Michael Müller