Remchingen
Remchingen -  17.06.2021
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Malheiter,malmelancholisch: Pe Werners Best-of- Gastspiel „Beflügelt von A nach Pe“ in der Kulturhalle Remchingen

Remchingen. Sommerliches Open-Air-Konzert neben der Kulturhalle. Selbst gegen 20 Uhr ist es noch taghell – und auf dem jungen San-Biagio-Platini-Platz machen mediterrane Temperaturen Jacken und Pullis völlig überflüssig. Als Pe Werner die Bühne betritt, lässt sie ihrer ansteckenden Freude kurz freien Lauf: „Herrlich! Echte Menschen – ohne Masken! Nicht vermummt wie Bankräuber“, lobt sie ihr Publikum, zu gut 70 Prozent Frauen. Rasch lässt sie einen ihrer größten Hits folgen, „Kribbeln im Bauch“. „Den wollte ich gleich raushauen“, fährt sie vergnügt fort. Und kichert: „Wenn Sie also nur deshalb gekommen sind, wäre jetzt Gelegenheit zu …“ Doch den angebotenen Rückzug tritt niemand an.

Auch der zweite Titel ihres Konzerts – „Weibsbilder“ – wird von Ausnahmepianist Peter Grabinger begleitet. Das Publikum ist sofort da. Augenzwinkernd, mit einem Hinweis auf ihre „Corona-Wampe“ leitet Pe Werner (geboren 1960) ihr nächstes Statement ein: „Ich wollte nicht vor hupenden Autos spielen“, erläutert sie die vergleichsweise lange Bühnenabstinenz. Und: „Nein, ich wollte auch nicht gestreamt werden – ich wollte Sie!“ Gut, dass Paul Taube und sein Kulturhallen-Team die gesamte Veranstaltungs-Klaviatur – Autokino, Online-Konzerte und Open-Air-Gigs – im Auf- und Ab der unsteten Inzidenzen situationsgerecht zu nutzen weiß.

Mit geradezu seiltänzerischer Sicherheit fährt Pe Werner fort: „Deine Stimme“ (1993) gerät – trotz der kleinen Bühnenbesetzung – famos: Tonmeister Piet Lenz reichert den Song mit Blues Harp und Backing-Stimme an. In der gegenüberliegenden Diakonie lauscht ein junger Mann im geöffneten Fenster. Pe Werner macht ihre spontane Idee publik: „Ob man auch als Frau fensterln darf?“ Doch mit Otto Reutters Evergreen „Nehm Se ’n Alten“ verwirft sie diese Idee noch vor der Pause.

Die zweite Konzerthälfte startet mit Pe Werners „Segler aus Papier“. Zu „Herbstzeitlos“ zelebriert sie gekonnten Scat-Gesang, in den auch Peter Grabinger einstimmt. Zug um Zug, Lied um Lied erobert sie die Konzertbesucher. Mal heiter, mal melancholisch. Immer mit poetischen Texten von zeitloser Qualität, manchmal mit frechen Wortschöpfungen. Längst ist jedem im Publikum klar: Diese Musikerin ist und bleibt ein Phänomen. Mit gelassener Selbstironie und ehrlichen Texten versteht sie es, die Lust am Zuhören wachkitzeln. Bei Konzertende gibt’s stehenden Applaus – wieder einmal!

www.pewerner.de

Autor: Robin Daniel Frommer