Remchingen
Remchingen -  11.10.2020
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Mit Überraschungsgast auf der Bühne: Pe Werner erinnert in Kultruhalle Remchingen an die alten Zeiten

Remchingen. Normalerweise hätte Pe Werner ihr Publikum um „vokalartistische“ Unterstützung gebeten. Normalerweise. Denn in Zeiten von Corona ist nichts mehr normal, und Mitsingen für die Zuhörer in der Remchinger Kulturhalle am Freitagabend aus Gründen des Infektionsschutzes nicht erlaubt. Aber nicken, den Kopf schütteln und klatschen darf man auch unter Pandemiebedingungen – so laut und so oft man will.

Pe Werner und Jay Alexander singen von den „Capri-Fischern“.
Pe Werner und Jay Alexander singen von den „Capri-Fischern“. Foto: Roller

Pe Werner macht die „Vorsinge-Tussi“ und das Publikum gut gelaunt jeden Spaß mit. Schnell nimmt der Abend Fahrt auf, an dem ein Lied auf das andere folgt, ein Wortspiel das nächste jagt. Die Bandbreite ist groß: „Bei mir bistu shein“ gibt es genau so zu hören wie „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, „Alles nur geklaut“ und „Komm’ ein bisschen mit nach Italien“. Letzteres zweimal, weil man so schön mitschunkeln kann.

Pe Werner ist gut gelaunt. Sie tanzt, sie rappt, sie stolpert und torkelt über die Bühne, sie macht Konversation, sie schmatzt, sie setzt sich elegant aufs knallrote Sofa und legt sich mit ausgestreckten Beinen auf den Flügel, das Mikrofon senkrecht über ihren Mund haltend. Sie fährt nicht mit Theo nach Lodz. Warum auch?

Jay Alexander kommt für Duett auf die Bühne

Stattdessen holt sie Jay Alexander auf die Bühne. Er sitzt im Publikum, perfekt gekleidet – fast so, als hätte er geahnt, dass er an diesem Abend mit Pe Werner von den „Capri-Fischern“ erzählen würde. Im harmonisch-gefühlvollen Duett erinnern die beiden an eine Zeit, in der man noch mit dem Ford Taunus gen Süden reiste, die Serpentinen rauf und runter fahrend. Wenn der Anlasser streikte, versuchte man, per Anhalter ans Ziel zu kommen. Mit etwas Glück lief nach durchzechten Nächten „Morning Has Broken.“ Tja, damals. „Riesenjoints were blowing in the wind, bis keiner mehr wusste, wo die Blumen blühen.“

So geht das den ganzen Abend. Verpackt in eine als roter Faden dienende Rahmengeschichte und von „Tastentier“ Peter Grabinger am Klavier begleitet, singt Pe Werner über Weibsbilder, über einen alten VW-Bus, über das Wirtschaftswunder nach dem verlorenen Krieg und über eine Nebenbuhlerin: „eine Barbie nach der Hungerkur“.

Sie fragt das Publikum, ob es gebadet ist: „Sie können es ruhig sagen, wir sind unter uns.“ Sie gesteht im Plauderton, dass „Schokorippenbrechen“ eine ihrer größten Schwächen ist. Ob das stimmt? Egal. Das Publikum hört auch nach der Zugabe nicht auf zu klatschen. „Sollen wir noch was spielen?“ Was für eine Frage.

Mit ihrem Programm „Ne Prise Zimt“ gastiert Pe Werner am Freitag, 4. Dezember, um 20 Uhr im Kulturhaus Osterfeld.

Autor: Nico Roller