Nach Zwangspause und Online-Unterricht: Musikschulen suchen Weg zurück in die Normalität
Bad Wildbad/Remchingen. Die Lage der Jugendmusikschulen unter Corona-Vorzeichen ist nicht einfach: Zuerst war gar kein normaler Unterricht möglich, inzwischen sorgen Lockerungen und Ausweichquartiere für Entspannung. Aber auch das läuft nicht ohne Misstöne ab. Die Einrichtungen werben um Verständnis und hoffen auf eine weitere Rückkehr zu Normalität – und Harmonie.
„Die Situation hat sich jetzt etwas entspannt, wir kehren langsam zurück zur Normalität“, sagt Martin Koch, Leiter der städtischen Jugendmusikschule in Bad Wildbad. Nach Wochen, in denen nur Online-Unterricht möglich war, setze man nun wieder verstärkt auch Präsenzunterricht. Der Online-Unterricht war laut Koch eine große Herausforderung und absolutes Neuland. „Über das Internet hört man alles um ein bis zwei Sekunden zeitversetzt, wodurch es nicht mehr möglich ist, als Lehrer mitzuspielen“, erklärt Koch.
"Die Situation hat sich jetzt etwas entspannt, wir kehren langsam zurück zur Normalität."
Martin Koch, Leiter der städtischen Jugendmusikschule in Bad Wildbad
Dennoch sei es gut gewesen, da die Schüler dadurch am Instrument dran geblieben seien. Etwa 85 Prozent der Schüler seien online unterrichtet worden. „Auch die Resonanz der Eltern war sehr gut, da sie jetzt auch mal beim Unterricht dabei waren und alles miterleben konnten“, so Koch. Seit Mitte Mai sei man aber wieder verstärkt auf den Präsenzunterricht umgestiegen.
Neue Räume müssen in Bad Wildbad nicht gesucht werden
Probleme hätten sich dadurch in Bad Wildbad nicht ergeben, da keine neuen Räume gesucht werden mussten, die bisherigen Klassenzimmer seien groß genug.
Die jungen Musiker werden hauptsächlich in der Wilhelmschule in Bad Wildbad unterrichtet. Und dort darf der Unterricht laut Koch auch jetzt wieder stattfinden. Natürlich müsse auch hier ein bestimmtes Hygienekonzept umgesetzt werden. Dennoch gibt es auch in Bad Wildbad einige Dinge, die Koch fehlen: So könnten Kooperationen mit Schulen und Kindergärten, wie beispielsweise Bläserklassen oder Früherziehungsgruppen, noch nicht beziehungsweise nur eingeschränkt stattfinden. Aber auch das Ballett habe nun wieder begonnen, in der Hermann-Saam-Halle in Bad Wildbad. „Da haben wir neue Räume hinzu bekommen, da unser bisheriger Ballettraum für die Auflagen zu klein wäre“, erklärt Koch.
An allen Orten, an denen in Bad Wildbad jetzt musiziert wird, wurde auch schon vor Corona Musik gemacht. Anders als in Remchingen. Dort gab es in Singen eine Beschwerde: Der Trompetenunterricht sei weithin hörbar und störe die Nachbarschaft – die Verwaltung solle doch bitte dafür sorgen, dass die Fenster während des Unterrichts geschlossen bleiben. Hans-Peter Dennemarck, der Leiter der Musik- und Kunstschule westlicher Enzkreis, betont, dass die Fenster nur in den Pausen zum Lüften geöffnet würden. Das Gebäude sei jedoch so alt, dass es keine schalldichte Isolierung gebe.
Angestammte Räume für Remchinger Musizierende sind tabu
Die angestammten Räume der Musik- und Kunstschule, die für 550 Schüler in Remchingen, Königsbach-Stein, Keltern und Pfinztal zuständig ist, seien nach wie vor tabu: In den Schulen dürften derzeit laut Landesverordnung keine außerschulischen Aktivitäten stattfinden, also sei man auf andere Örtlichkeiten angewiesen. „Wir sind froh, dass wir einige Ausweichquartiere gefunden haben“, betont Dennemarck. So laufe der Unterricht beispielsweise im Bürgersaal in Singen, im Löwensaal in Nöttingen, außerdem in der Kulturhalle und der Alten Kirche in Wilferdingen.
In der Jugendmusikschule Neuenbürg – auch zuständig für Engelsbrand, Birkenfeld und Straubenhardt – kennt man das Problem mit geeigneten Räumen ebenfalls. Der stellvertretende Leiter Frank Goebel glaubt jedoch, dass bald eine Rückkehr zu den Unterrichtsräumen in den Schulen möglich sein könnte. Ihm liege eine aktuelle Mitteilung vom Landesverband der Musikschulen Baden-Württemberg vor, die Anlass zur Hoffnung gebe. Ein Klang der Hoffnung.