Remchingen
Remchingen -  22.11.2019
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Neubau am Ort des Brandanschlags: Vier Jahre später finden hier 13 Geflüchtete Platz

.Remchingen-Singen. „Endlich ist es soweit“, sagte Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon zur Einweihung des Flüchtlingsheims im Singener Gewerbegebiet Meilwiesen, die viel früher hätte stattfinden sollen. Doch dann loderten in jener unvergessenen Julinacht 2015 die Flammen auf dem von der Gemeinde gekauften Vereinsgelände am Ortsrand.

Ein Großaufgebot an Ermittlern und deutschlandweite Medienaufmerksamkeit zog der Brandanschlag nach sich. Eine DNA-Spur führte die Ermittler im Herbst 2015 zu einem 42-Jährigen aus dem Enzkreis, der die Tat gestand und im Mai 2016 zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Zwar lagen nach Auffassung des Gerichts keine rechtsradikale Einstellung oder Fremdenfeindlichkeit als direktes Motiv vor – dennoch bleiben Fragen zum Hintergrund offen.

Umso engagierter trieb die Gemeinde den Wiederaufbau voran. Das zweigeschossige Gebäude mit Erdgas-Brennstoffzelle wurde für 650.000 Euro durch regionale Firmen gebaut. Dort werden nun 13 bereits in Remchingen lebende Flüchtlinge eine Anschlussunterkunft finden: im barrierefreien Erdgeschoss eine Drei-Generationen-Familie aus Syrien, in den beiden oberen Wohnungen eine alleinerziehende Mutter aus Pakistan mit drei Kindern und ein alleinstehendes Ehepaar aus Afghanistan. Zwei der jüngeren Bewohner haben studiert, eine besucht das Gymnasium im Ort. Architekt Peter Schaller blickte bei der Schlüsselgabe auf die kommende Adventszeit: „Unsere Hoffnung ist, dass das Haus den Menschen, die hier einziehen, und der Gemeinde zum Segen wird.“

Theoretisch würde das Gelände die Möglichkeit für einen ebenso großen zweiten Neubau bieten. Zur Unterbringung der zurzeit 156 in Remchingen lebenden Menschen in Anschlussunterbringung hofft das Netzwerk Asyl neben Gemeindewohnungen aber zunächst auf weitere private Mietmöglichkeiten: „Das neue Gebäude ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir sind dringend auf der Suche nach Wohnraum“, so Integrationsmanager Matthias Lajer. Ulrike Hohmann und Andrea Dewald vom Netzwerk warben um weitere Ehrenamtliche: „Die Arbeit geht mit der eigentlichen Integration jetzt erst richtig los.“

Autor: Julian Zachmann