Remchingen
Remchingen -  22.08.2022
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Remchinger Streuobstbörse: Äpfel und Birnen müssen nicht ungenutzt hängen

Remchingen. Ein selbstgepflückter Apfel, selbstgepresster Streuobstwiesensaft oder ein Krügchen Most aus eigener Lese schmeckt doch einfach am besten, weiß Edgar Kunzmann schon von Kindesbeinen an. Deshalb kümmert sich der 69-Jährige auch im Unruhestand leidenschaftlich gerne um die Streuobstwiesen der Familie und freut sich schon auf die anstehende Ernte.

Anstatt viel Streuobst ungenutzt zu lassen, hat Edgar Kunzmann die Idee einer Börse, auf der Remchinger Wiesenbesitzer nicht benötigtes Obst zur Ernte freigeben können. Foto: Zachmann
Anstatt viel Streuobst ungenutzt zu lassen, hat Edgar Kunzmann die Idee einer Börse, auf der Remchinger Wiesenbesitzer nicht benötigtes Obst zur Ernte freigeben können. Foto: Zachmann Foto: Zachmann

Doch nicht jeder hat Zugang zu eigenem Obst – und anderswo fallen Zwetschgen, Äpfel, Birnen und Co. ungenutzt von den Bäumen.

"Das tut einem schon weh in den Augen, wenn ältere Bäume unter der Last ihrer Früchte teils zusammenbrechen, weil sich die Besitzer alters- oder wohnortbedingt nicht mehr darum kümmern können. Und andererseits komme ich mit vielen jungen Familien oder Zugezogenen ins Gespräch, die vergeblich Zugang zu einem Obststückle in der Gemarkung suchen",

verdeutlicht der frühere langjährige Remchinger Gemeinderat Kunzmann.

So kam ihm nun die Idee, die beiden Gruppen zusammenzubringen: mit einer Remchinger Streuobstbörse. Diese hat die Nöttinger Werbeagentur GKMB kurzerhand für den guten Zweck gestrickt und auf der Internetseite remchingen-prima.de freigeschaltet. Hier haben alle Streuobstwiesenbesitzer Gelegenheit, unter Angabe ihrer Telefonnummer Obst zur Ernte oder für die Most zur Verfügung zu stellen. An der Ernte Interessierte können sich dann bei ihnen melden und die Lage der Bäume, so wie alles weitere klären. Die Anzeige kann jederzeit wieder entfernt werden.

Mobile Saftpresse an der Kulturhalle

Gleichzeitig bietet das Portal die Möglichkeit, nach bestimmtem Obst zu suchen oder auch Hilfe für andere anzubieten: „Vielleicht bleibt es ja nicht nur beim Ernten, sondern der eine oder andere unterstützt im Winter auch beim Baumschnitt oder der Wiesenpflege. So könnte ein tolles gegenseitiges Miteinander entstehen und jedem wäre geholfen – auch der Natur“, freut sich Kunzmann. „So eine Börse ist natürlich keine neue Idee“, erinnert er an unterschiedliche kreis- und bundesweite Projekte, „Unsere Hoffnung ist aber, dass wir auf lokaler Ebene noch mehr Zuspruch erreichen – ein Versuch ist es allemal wert.“

Auch über die Verarbeitung hat er sich schon Gedanken gemacht, da es montan keine Möglichkeit in Remchingen gibt, Obst pressen zu lassen. Ehrenamtliche könnten Abhilfe schaffen – sei es durch Wiederbeleben der vor wenigen Jahren stillgelegten gewerblichen Moste oder durch Aufbau einer neuen Gemeinde-Moste. Einen ersten Vorstoß plant die Gemeinde am 7. Oktober mit dem Angebot einer mobilen Saftpresse an der Kulturhalle. Die Remchinger Streuobstbörse ist ab sofort im Internet unter www.remchingen-prima.de kostenlos nutzbar.

Autor: Julian Zachmann