Remchingen
Remchingen -  19.06.2018
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Remchinger wollen Lärmaktionsplan nach Jahren festzurren

Remchingen-Wilferdingen. Seit Wochen schon liegen die Nerven bei einigen lärmgeplagten Remchinger Bürgern blank. Der Abschluss des Lärmaktionsplans (LAP) – gewissermaßen Wegweiser für einen besseren Schutz vor Verkehrskrach – steht abermals auf der Zielgeraden.

Einen ganz schön hohen Geräuschpegel müssen die Anwohner der B 10 in Wilferdingen ertragen. Täglich rauschen tausende Autos durch den Ort. Zwischen dem Rathaus und dem Buchwaldweg soll nach dem Willen des Gemeinderats daher zumidnest nachts Tempo 30 gelten. 

Einen ganz schön hohen Geräuschpegel müssen die Anwohner der B 10 in Wilferdingen ertragen. Täglich rauschen tausende Autos durch den Ort. Zwischen dem Rathaus und dem Buchwaldweg soll nach dem Willen des Gemeinderats daher zumidnest nachts Tempo 30 gelten. 

Foto: Seibel/PZ-Archiv

Vor allem um eine weitere Lärmschutzwand auf der Pfinztalbrücke wird auf beiden Seiten der Autobahn heftig gerungen. Bevor die Gemeinderäte im Juli am Zug sind und voraussichtlich auch einen Plan festzurren, wurden nun noch einmal die Bürger informiert. Rund 40 Remchinger waren in die Kulturhalle in Wilferdingen gekommen. Dabei kamen neue Lösungsvorschläge, Kritikpunkte sowie Ideen auf den Tisch:

Die Nordwand: Wilferdinger nördlich der A 8 wollen sie, Nöttinger, die südlich der Trasse leben, wollen sie mit allen Mitteln verhindern. Die Befürworter versprechen sich von einer Nordwand auf der Pfinztalbrücke einen besseren Lärmschutz. Die Gegner bezweifeln dies und befürchten zudem, dass die zusätzliche Wand noch mehr Schall in Richtung Nöttingen reflektiert. Die Bürgerinitiative (BI) „Ruhe jetzt!“ forderte auf der jetzigen Infoveranstaltung in der Kulturhalle abermals, die zusätzliche Schutzwand aus dem LAP zu streichen.

Einige Wilferdinger hatten dagegen einen anderen Vorschlag: Remchingen solle bezüglich der Nordwand an einem gemeinsamen Strang ziehen. Das Projekt solle nur dann umgesetzt werden, wenn für keine Seite Nachteile entstehen. In diese Richtung zielte auch ein Vorschlag von Dieter Walch, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion, ab. Die Nordwand solle nur im LAP enthalten sein und damit potenziell gebaut werden können, wenn sie für alle Ortsteile nur Vorteile bringe. Das beauftragte Ingenieurbüro solle den Nutzen dieser Lärmschutzmaßnahme noch einmal berechnen. Fachmann Frank Rogner vom Büro Koehler und Leutwein sicherte dies zu. Seine Aussage: Die Nordwand wirke sich nicht zum Nachteil für Nöttingen aus, da sie aus absorbierendem Material sei und den Lärm somit nicht in Richtung Nöttingen reflektiere. Irmgard Zachmann von der BI mahnte an, erst den Sinn der Maßnahme zu prüfen und sie dann in den LAP aufzunehmen.

Die Verkehrszahlen: Die BI um Sprecherin Irmgard Zachmann kritisierte bei der Bürgerinfo in der Kulturhalle die Berechnungsgrundlage des mit dem LAP beauftragten Ingenieurbüros. Dieses habe nicht die aktuellen Zahlen von Februar dieses Jahres verwendet. Ingenier Rogner bestätigte, dass sein Büro Zahlen aus dem Jahr 2015 verwendet habe. Diese beinhalten mit rund 85 000 Fahrzeugen am Tag rund 15 000 Fahrzeuge weniger als die aktuellen Zahlen des Regierungspräsidiums Tübingen – hinzu kommt ein größerer Anteil des Schwerlastverkehrs. Till Siegenthaler, für die Grünen im Gemeinderat, regte an, die aktuelleren Daten zu nehmen. Dadurch seien mehr Gebäude von Lärm betroffen und man habe eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den verantwortlichen Stellen. Rogner hatte bereits zuvor gesagt, dass eine neue Berechnung Zeit und weitere Gelder koste.

Weitere Lärmwände: Die BI fordert auf den Erdwällen bei der Pfinztalbrücke auf beiden Seiten der Autobahn zusätzliche oder höhere Lärmschutzwände. Weiter solle der Schall in der weiter Richtung Pforzheim gelegenen Klosterwegbrücke eingedämmt werden. Technisch seien die Wände auf den Wällen schwierig umzusetzen, so Rogner. Zachmann von der BI bestreitet dies und beruft sich dabei auf ein Schreiben des Regierungspräsidiums. Gemeinderat Siegenthaler brachte zudem ins Spiel, den bereits bestehenden Lärmschutz an der A 8 durch einen technisch besseren, Schall absorbierenden, zu ersetzen.

Autor: Dennis Krivec