Schwermetall kommt an: Drei Bands beim „No Playback Festival“ in Remchingen
Remchingen. Wummernde Bässe, harte Gitarrenriffs und Musiker, die mit voller Kraft ins Mikrofon schreien, die Wände zum Wackeln und den Boden zum Beben bringen: Drei spielfreudige Bands der lokalen Heavy-Metal-Szene stehen beim „No Playback Festival“ am Samstagabend auf der Bühne der Remchinger Kulturhalle, insgesamt knapp ein Dutzend energiegeladene Musiker, die mehr als zwei Stunden lang alles geben und das Publikum zum Ausrasten bringen.
Wobei das mit dem Ausrasten unter Corona-Bedingungen so eine Sache ist: Wo sonst auf einem Heavy-Metal-Konzert die Menschen dicht gedrängt vor der Bühne stehen, wo sonst unzählige Haarmähnen wild durch die Luft geschleudert werden und es beim ausgelassenen Tanzen zum kurzen, aber heftigen Körperkontakt kommt, da stehen am Samstagabend alle brav auf ihrem Platz – mit ausreichend Sicherheitsabstand, versteht sich. Kein Headbangen in der Menge, kein Pogen, kein kollektives In-die-Luft-Springen. Stattdessen müssen beim Betreten der Halle die Hände desinfiziert und beim Verlassen des Sitzplatzes die Mund-Nasen-Bedeckungen aufgesetzt werden.
Den Spaß verderben lässt sich davon allerdings keiner. Schon gar nicht die drei Musiker von Alle Hackbar, die am Samstagabend als erste auf der Bühne stehen und damit die Aufgabe haben, die Menge in Stimmung zu bringen. Für die drei Jungs aus Besenfeld kein Problem. Wenn sie loslegen, dann kocht nach wenigen Minuten der Saal, dann betritt ein maskierter Mann mit Kettensäge die Bühne, dann singt das Publikum aus voller Kehle mit. Ihre Musik hat Ecken und Kanten, ist rau und laut. Ihre Songs tragen Titel wie „Yeah We Wanna Fuck“, sind nicht immer ganz jugendfrei, manchmal sogar richtig derb. Und: Sie sind handgemacht, nichts kommt bei ihnen aus der Konserve.
Darauf legt Matthias Häcker großen Wert. Er hat das Festival mit dem ungewöhnlichen Namen vor rund drei Jahren ins Leben gerufen, weil er sich darüber ärgerte, dass so manche Heavy-Metal-Band auf Playbacks zurückgreift. Zweimal hat es schon stattgefunden, dieses Jahr war es für den 14. März geplant – in der Durlacher Festhalle mit sieben Bands aus der ganzen Welt. Nachdem wegen Corona daraus nichts wurde, freute sich Häcker umso mehr über das Angebot, es in abgespeckter Form in der Remchinger Kulturhalle nachzuholen.
Dort stehen am Samstagabend nur Bands auf der Bühne, die Häcker persönlich kennt. Auch die fünf Musiker von Gefrierbrand sind da keine Ausnahme. Die Band kommt aus Pforzheim, wurde 2008 gegründet und spielt etwas, das sie „Black Forest Metal“ nennt. Während dichter Kunstnebel durch den Saal wabert und die bunten Scheinwerfer wild kreisen, kommen die fünf Musiker von einem Titel zum nächsten. Sie tragen Namen wie „Grab aus Dornen“ oder „Es war einmal“. Oft geht es in den Texten um Märchen und Sagen, um Geheimnisvolles und Düsteres.
Das Publikum haben nicht nur sie sofort im Griff, sondern im Anschluss auch die Sons of Sounds, die mit ihren gleichermaßen komplexen und eingängigen Melodien endgültig unter Beweis stellen, dass Heavy Metal entgegen anderslautender Vorurteile eben nicht darauf reduziert werden kann, laut und grob zu sein. Wer sich selbst ein Bild davon machen will, hat die Möglichkeit, im Internet eine Aufzeichnung des Konzerts anzuschauen. Zudem kann man noch eine Woche lang Spendentickets kaufen, mit denen die drei Bands unterstützt werden.