Remchingen
Remchingen -  08.09.2019
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Tag des offenen Denkmals: Erinnerungen an alte Zeiten in Remchingen

Remchingen-Wilferdingen. In der alten Wilferdinger Kirche sitzen Friedbert Pailer und Julian Zachmann über einem alten Fotoalbum. Die schwarz-weißen Bilder mit den gezackten Rändern sind in den 1930er-Jahren entstanden. Sie zeigen nicht nur Szenen aus dem Leben der Menschen in Wilferdingen, sondern immer wieder auch die alte Kirche. Heute ist sie im Besitz eines gemeinnützigen Trägervereins und dient unter anderem als Veranstaltungsraum. Aber früher, bis weit in die 1970er-Jahre, wurden in ihr noch Gottesdienste gefeiert. Pailer kann sich noch genau daran erinnern. Als Kind hat er die Uhr im Turm von Hand aufgezogen.

„Damals funktionierte sie noch nicht elektrisch“, erzählt er. Jeden Tag stieg er die Stufen hinauf – jahrzehntelang. Auch die Glocken habe man früher noch mit dem Seil geläutet, erklärt Pailer. Er ist am Sonntag nicht der Einzige, der Erinnerungen zum Besten geben kann. Beim Tag des offenen Denkmals sitzen zahlreiche Gäste in der alten Wilferdinger Kirche. Manche erzählen, andere hören zu. Genau darum geht es den Organisatoren. „Wir wollen heute einmal das Gebäude und seine Geschichte in den Mittelpunkt stellen“, sagt Zachmann. Er ist der Vorsitzende des Träger- und Fördervereins, dessen aktuell rund 50 Mitglieder sich ehrenamtlich um den Erhalt der alten Kirche kümmern.

Besondere Weinbrenner-Kirche

Mehr als 200 Jahre ist sie alt, wurde ab 1784 gebaut und 1786 eingeweiht. Bis 1975 diente sie der Kirchengemeinde als Gottesdienst-Raum. Um sie vor dem drohenden Abriss zu bewahren, gründete sich rund zehn Jahre später der Förder- und Trägerverein, dessen Vorsitzender Zachmann seit kurzem ist. Er und sein Stellvertreter Franz Reindl wissen, was das Gebäude besonders macht: Es handle sich um eine der letzten Weinbrenner-Kirchen der Region. In ihr seien Steine der alten Remchinger Kirche verbaut worden, die früher im Bereich des heutigen Bahnhofs stand. Über die Kirche und ihre Besonderheiten wissen auch Helene Schwarz und Monika Foemer Bescheid. Die beiden treten als Wilferdinger Waschweiber auf und können sich noch an die Zeit erinnern, als dort mit einem Kanonenofen geheizt wurde, die Männer oben und die Frauen unten saßen. „Den Männern ist die Hitze in den Kopf gestiegen und die Frauen haben untenrum gefroren.“

Nicht der einzige Spruch, mit dem die beiden das Publikum am Tag des offenen Denkmals zum Lachen bringen. Der Gesangverein hilft bei der Bewirtung, Romy Abraham und Ewald Freiburger stellen einen von Tabea Mußgnug verfassten Kirchenführer vor.

Autor: Nico Roller