Theaterensemble „Radiks“ verdeutlicht Folgen von Cybermobbing
Wie aus scheinbar harmlosen Sticheleien in sozialen Medien und Netzwerken eine Welle der Verleumdung und Ausgrenzung entstehen kann, das verdeutlichte am Mittwochvormittag im Singener Paul-Gerhardt-Haus das Berliner Theaterensemble „Radiks“ den Schülern der Bergschule.
Die Gruppe zeigte, wie die 17-jährige Schülerin Lea mehr und mehr in einen Strudel von Anfeindungen gerät, sich auf entstellten Fotos mit Hasskommentaren im Internet wiederfindet, ihre beste Freundin verliert und schließlich keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich das Leben zu nehmen. Lea kann im Stück „Fake, oder: War doch nur Spaß“ – geschrieben von Karl Koch und gespielt von den Allroundlern Svenja Otto und Michael Sumper – durch das beherzte Eingreifen eines Mitschülers gerettet werden, die Mobber bekommen durch polizeiliche Ermittlungen ihre gerechte Strafe.
Doch was bleibt, sind Folgen fürs Leben der fiktiven Personen – und die Frage, ob wirklich alles nur gespielt war oder sich so auch in Wirklichkeit zutragen könnte. Durchaus könnten sie sich so einen Fall im Hier und Heute vorstellen, bestätigt die Rückmeldung einiger Sechst- bis Neuntklässler, die im Rahmen einer intensiven Nachbesprechung mit den Schauspielern die Hände heben. Noch mehr Finger gehen nach oben bei der Frage, ob sich Mobbing durch die Nutzung des Internets verschlimmert habe.
Die Figuren gebe es so ähnlich und das Stück sei entstanden, weil Cybermobbing eine immer ernstzunehmendere Rolle gerade in der jüngeren Gesellschaft spiele, verdeutlicht Schauspieler Michael Sumper. „Aber die meisten von uns sind nicht Opfer oder Täter, sondern bekommen es mit – sie können eingreifen, darüber sprechen und ein so schlimmes Ende wie im Stück verhindern“, ermutigt der 25-Jährige – und trifft damit auf Zustimmung: Seit einem Jahr ist die Singener Bergschule zertifizierte „Schule gegen Cybermobbing“, die erste in Baden-Württemberg, die das „Bündnis gegen Cybermobbing“ zertifiziert hat.
„Seither gibt es viel weniger Mobbing in und außerhalb unserer Schule“, freut sich Schülersprecher Luigi Canzoneri aus Singen, der sich gleichzeitig als Medienscout fortgebildet hat.