Tourabschluss von Kapelle Petra im Nöttinger „Löwensaal“
Remchingen-Nöttingen. Es ist ein denkwürdiger Samstagabend: Nicht nur, dass das beschauliche Nöttingen mit Kapelle Petra das „erste Rock ’n’ Roll-Konzert“ erlebt, wie Sänger Guido „Opa“ Scholz feststellt. Die Gute-Laune-Band ernennt den „Löwensaal“ kurzerhand zum „Weltkulturerbe“ und ganz Remchingen gleich dazu – passend zum Titel eines ihrer aktuellen Lieder. „Weil man hier Dosenbier statt Champagner liebt und kleinen Bands eine Bühne gibt“, geht das Lob an Kulturhallen-Leiter Paul Taube, der selbst an der Kasse sitzt.
Der Abschluss ihrer legendären „Nackt“-Tour in Remchingen? So richtig hatten sich „Opa“, Bassist Rainer „Der tägliche Siepe“ Siepmann, Schlagzeuger Markus „Ficken“ Schmidt und die gemütliche Bühnenskulptur „Gazelle“ aus der nordrhein-westfälischen Weltstadt Hamm das nicht vorstellen können. Doch auf ihre textsichere Fangemeinde – manche sind aus Zürich angereist, auch zwei PZ-Gewinner feiern mit – ist am Rande des Schwarzwalds Verlass. Das hatte bereits ihr Auftritt in Bad Wildbad vor zwei Jahren gezeigt. Da darf natürlich die Polonaise durch den Saal nicht fehlen, während „Siepe“ sein legendäres Hosenschlitzsolo gibt. Aber dass alle im Saal „’nen Befund“ haben, hat die Band ja gleich eingangs attestiert. Und zum „Nackt“-Finale dreht sie noch ein wenig mehr auf, das Publikum noch mehr durch.
Ganz viel Wort- und Spielwitz
Albern darf man hier sein, hüpfen und springen, im Chor „Bundesjugendspieleteilnahmebescheinigung“ singen oder den aus einem einzigen, dafür aber ellenlangen „Lalala“ bestehenden Refrain von „Also stoßen wir an“ einfach weiter und immer weiter grölen, auch wenn das Lied eigentlich längst verklungen ist. „Wir stehen halt auch für ein bisschen Dilettantismus, den dann aber mit ganz viel Herzblut gemacht“, hatte „Opa“ jüngst im PZ-Interview gesagt. Tatsächlich ist es genau diese Mischung, die jedes Kapelle-Konzert zum Fest werden lässt. Die Band hat null Allüren, sprüht vor Wort- und Spielwitz und mischt sich sofort nach dem letzten Akkord unters Publikum. Um „Mörtsch“ zu verticken, aber auch um Freunde zu herzen, zu denen viele der Fans längst geworden sind.
Bestens eingestimmt auf diesen nackten Wahnsinn hat das Duo „Lampe“, das, um es mit deren Liedzeile zu sagen, „phänomenal viel Potenzial“ mitbringt. Herrlich selbstironisch („Vielleicht wird’s ja ein Song“) haben Sänger und Gitarrist Tilman Claas und „seine Band“ Julian Heyden, der am Bügelbrett die restlichen Instrumente bespielt, den zuhörenden Teil des Publikums schnell auf ihrer Seite. Doch dass hinten im Raum lautstark geplaudert wird, bringt sogar solche frohen Freigeister mitunter aus dem Takt.