Remchingen
Remchingen -  01.02.2020
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VR Bank Enz plus stellt sich neu auf – mehr Beratung und weniger Filialen

Remchingen. Die Niedrigzinsen drücken auf den Ertrag und die Kunden nutzen immer weniger den klassischen Bankschalter. „Die Welt verändert sich, die Kunden verändern sich, die VR Bank Enz plus verändert sich“, erläuterte gestern Vorstandsvorsitzender Jürgen Wankmüller bei einer Pressekonferenz in Wilferdingen. 2,7 Millionen Anfragen erfolgen bei der Genossenschaftsbank pro Jahr digital. Nur noch fünf Prozent der Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte am Serviceschalter einer Filiale. „Der Trend zur Digitalisierung schreitet weiter voran, allerdings wächst auch der Bedarf an individueller Beratung, sagt Wankmüller.“

Deshalb habe die VR Bank Enz plus ein umfangreiches Investitionspaket geschnürt und richte sich damit an den veränderten Rahmenbedingungen und dem sich verändernden Bedarf und Verhalten der Mitglieder und Kunden aus. Bis Ende 2022 sollen acht Kompetenz-Center im gesamten Geschäftsgebiet in der Region entstehen. Dort bündelt die Bank die umfassende Beratungskompetenz und führt die bisherigen Geschäftsstellen zusammen.

Jährlich geht die Nutzung des Bankschalters um rund zehn Prozent zurück, so der Vorstand. Kleinere Filialen mit geringer Kundenfrequenz werden schrittweise geschlossen. Künftig stehen den Kunden neben acht Kompetenz-Centern noch elf SB-Filialen zur Verfügung. Bislang gibt es insgesamt 26 Filialen im Geschäftsgebiet zwischen Langensteinbach und Iptingen. Geschlossen werden Ende März die Geschäftsstellen in Weiler, Langenalb, Göbrichen und Nußbaum sowie Bilfingen. Neue SB-Standorte entstehen in Langensteinbach, Kleinsteinbach, Dietlingen, Königsbach, Eisingen und Öschelbronn. Bis Juli schließen die Filialen in Nöttingen und Singen. Enzberg, Iptingen, Mühlhausen und Hohenwart werden als SB-Standorte weitergeführt. Im September 2020 schließen Mutschelbach, Auerbach, Kleinsteinbach, Dietlingen und Öschelbronn. Ende 2021 soll das Kompetenz-Center in Bauschlott (Kulturzentrum Alte Dreschhalle) eröffnet werden.

Bis Ende 2024 sollen unter dem Strich 40 Vollzeitstellen wegfallen. Aktuell beschäftigt die VR Bank Enz plus rund 280 Mitarbeiter. „Wir wollen dies möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen“, betont Wankmüller. Die Bank könne dies mit Ruhestandseintritten, Altersteilzeitregelungen und natürlicher Fluktuation schaffen, so Vorstand Armin Kühn. Mit dem Betriebsrat wurde deshalb ein entsprechender Interessenausgleich- und Sozialplan vereinbart.

Als Ergänzung zum bisherigen Service am Bankschalter werden außerdem alle KompetenzCenter mit neuen VR-Live-Terminals ausgestattet, die eine direkte Verbindung zum KundenServiceCenter bieten. Von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr können Kunden so unabhängig von den Schalterzeiten Serviceleistungen in Anspruch nehmen, betont Wankmüller. Zusätzlich werde ein neues „OnlineBeratungsCenter“ mit Videoberatung und Chat-Funktionen eingerichtet und in ein erweitertes Online- und MobileBanking investiert, ergänzt Vorstandsmitglied Martin Schöner.

Durch die Konzentration der Geschäftsstellen würden nicht nur die Leistung der Bank gesteigert, sondern auch die Kosten deutlich reduziert. Die Serviceschalter in den meisten Geschäftsstellen der VR Bank werden eher selten frequentiert, so dass eine Zusammenlegung Sinn mache. „Auch wenn dadurch Geschäftsstellen geschlossen werden, erweitert sich die Fahrstrecke unserer Kunden zu den Kompetenz-Centern um nicht mehr als maximal fünf Kilometer“, sagt Vorstandsmitglied Ulf Meißner. „Wir bleiben mit acht großen KompetenzCentern und zusätzlich elf SB-Standorten weiterhin in der Fläche vertreten, sind nah bei unseren Kunden und decken unser Geschäftsgebiet dadurch sehr gut ab.“ Außerdem wolle die Bank an neuen, hoch frequentierten Standorten, neue SB-Pavillons erstellen, beispielsweise in der Nähe von Einkaufszentren.

Service für ältere Kunden

„Wir investieren dort, wo unsere Kunden sind“, betont Vorstandskollege Schöner. „Deshalb bauen wir auch die Leistungen unseres KundenServiceCenter und unser Online- und MobileBanking weiter aus. Gleichzeitig vergessen wir aber auch unsere langjährigen Mitglieder und Kunden nicht, die vielleicht in ihrer Mobilität eingeschränkt seien. „Ein Bargeld- und Überweisungsservice für unsere älteren Kunden ist selbstverständlich. Dazu kommen die Bankmitarbeiter auf Wunsch zu den Kunden nach Hause.“

Einen Seitenhieb auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kann sich Wankmüller nicht verkneifen: Er könne die gestrige Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi nicht nachvollziehen. „Die von der EZB-Politik künstlich herbeigeführte, auf längere Sicht anhaltende Niedrigzinsphase, belastet die Bank spürbar und erfordert Effizienzsteigerungen und Einsparungen, die in unserer Bank auch mittelfristig zur Verringerung des Personalbestandes führen werden“, räumte der Vorstand ein.

Mit einer Kombination aus Effizienzsteigerungen, Einsparungen und Investitionen in die Geschäftsfelder der Zukunft will die VR Bank Enz plus ihre Leistungsfähigkeit steigern, so der Vorstand. So werde zum Beispiel die spezialisierte und individuell durchgeführte Generationenberatung oder das KundenServiceCenter von den Kunden sehr geschätzt, so der Vorstand.

Deshalb habe sich auch das Ergebnis bei der im Herbst 2019 durchgeführten Kundenumfrage weiter verbessert. Mit der Bestnote von 1,53 nach 1,58 im Jahr 2016 und 1,59 im Jahr 2013 erreichte die Bank in der Wertung der Universität Mannheim, die die Befragung durchführte, einen Spitzenwert.

Über die Veränderungen im Filialnetz werden die Mitglieder bei Veranstaltungen in Wilferdingen, Eisingen, Göbrichen, Öschelbronn und Hamberg informiert.

Autor: ne