Remchingen
Remchingen -  15.11.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Vier Musiker begeistern bei der „Nacht der Gitarren“ in Remchingen mit Spielfreude

Remchingen. Eine Gitarre hat Luca Stricagnoli um den Hals gehängt. Die andere liegt vor ihm auf einem Ständer, die Saiten nach oben zeigend. Der Italiener spielt auf beiden Instrumenten gleichzeitig, streicht über die Saiten, zupft und klopft. Er macht eine laute, energiegeladene, treibende Musik. Das Publikum jubelt schon jetzt. Dabei werden bei der „Nacht der Gitarren“ am Dienstagabend noch drei weitere Musiker in der Remchinger Kulturhalle auf der Bühne stehen: einer spielfreudiger als der andere.

Jedes Jahr wählt Organisator Brian Gores vier Gitarristen aus der ganzen Welt aus, die sich nicht kennen, bis ihre gemeinsame Tour durch Deutschland startet. Jeder von ihnen hat seinen ganz eigenen Stil, seine eigene Spielweise. Stricagnoli, der Italiener, zum Beispiel mag es lieber etwas lauter. Erst recht, wenn er auf seiner Gitarre mit den drei Hälsen spielt. Antoine Boyer lässt es etwas ruhiger angehen. Der 22-jährige Franzose ist der Jüngste auf der Bühne und zupft die Saiten ganz zart, fast perkussiv, lässt sie ausklingen und so eine auf das Notwendigste reduzierte, lässig vor sich hintreibende Melodie entstehen.

Und dann: Gypsy-Jazz vom Feinsten. Samuelito hat die Flamenco-Gitarre dabei. Seine Stücke haben nichts Aufgeregtes an sich, sind entspannend, ohne Rhythmus, fast schon meditativ. Aber er kann auch anders: flotter, stärker, intensiver. Dann wäre da noch Cenk Erdogan, der Türke, dessen Musik geprägt ist von sphärischen, mitunter orientalisch anmutenden Klängen. Seine Gitarre hat keine Stege und erlaubt ihm das Spielen vieler Zwischentöne. Einzigartige Klangwelten entstehen. Das Publikum staunt. Kein Stück klingt wie das andere. Jeder der vier Musiker ist unverwechselbar, einzigartig.

Aber was passiert, wenn sie anfangen, in Duetten zusammenzuspielen? Dann wird der Hörgenuss noch einmal gesteigert. Dann präsentieren Stricagnoli und Boyer eine auf das Wesentliche reduzierte, aber äußerst facettenreiche Version von „Another One Bites The Dust“. Dann reihen sich bei Boyer und Erdogan rasend schnelle Läufe aneinander, und dann spielen Stricagnoli und Samuelito eine zart-romantische Melodie, deren Dynamik sich langsam steigert. Noch besser wird es, wenn alle Vier gemeinsam auf der Bühne stehen und den AC/DC-Klassiker „Thunderstruck“ auf ihre ganz eigene Weise zum Besten geben, stilsicher durch harmonische Labyrinthe navigierend.

Findet auch das Publikum und spendet so lange Applaus im Stehen, bis zwei Zugaben folgen. Bei der zweiten sind die rund 250 Zuhörer zum Mitsingen eingeladen.

Autor: Nico Roller