Remchingen
Remchingen -  22.06.2019
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Wolfgang und Oriana Stock sanieren den Darmsbacher Dreiseithof

Remchingen-Darmsbach. Wer mit Herzblut und Arbeitskraft ein denkmalgeschütztes Haus umbaut, bleibt dort auch lange wohnen. Könnte man meinen. Und eigentlich gefiel es Oriana und Wolfgang Stock auch gut in ihrem Haus in Berlin. Doch der Hochschullehrer und Generalsekretär im Dachverband der Bekenntnisschulen wurde nach Durlach versetzt. Zwar wollten sich die beiden 59-Jährigen verkleinern, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, doch ihr Faible für Altes stieß sie auf den Dreiseithof an der Darmsbacher Lindenstraße, dessen Erbauung auf 1745 geschätzt wird und damit zu den ersten Gebäuden im Oberdorf zählt.

An dem denkmalgeschützten Haus, das mit Scheune und Schuppen den Hof von drei Seiten umgibt, sind teilweise noch die originalen, über 250 Jahre alten Lehmgefache im Innern erhalten. Die Stocks haben viele Arbeiten an heimische Handwerksbetriebe vergeben, die im Rahmen des Netzwerks „Fachpartner Denkmalpflege und Fachwerk“ auf solche Gebäude im Enzkreis spezialisiert sind. Doch in den vergangenen anderthalb Jahren haben sie auch selbst angepackt. Da das von der Hauptstadt aus nicht so einfach und eine Wohnung Mangelwaren in Remchingen ist, leben sie in einem „Tiny House“ auf Rädern auf der großen Wiese hinterm Haus. Das Häuschen mit seiner plastikfreien Bauweise auf 33 Quadratmetern ist im Kleinen ebenso nachhaltig wie der Dreiseithof im Großen.

Bei der Sanierung haben sie auf altbewährte, ökologischen Materialien zurückgegriffen, das Fachwerk freigelegt und ergänzte Betonelemente wieder rausgenommen: Beton würde Wasser abweisen, der Lehm nimmt es auf und lässt es verdunsten, so dass die Balken geschont werden. Die Kupferleitungen einer erdgas-wasserstoff-betriebenen Brennstoffzellen-Heizung, die Strom und Wasser erzeugt, schlängeln sich durch die Wände und sorgen so für trockenen Lehm. Kübelweise Lehm wurde vor Ort selbst angerührt, alte Balken und Biberschwanz-Ziegel für die Sanierung stammen aus Stupferich und von der Grenzsägmühle, der Holzfußboden aus einer alten Schule im Hotzenwald: „Der jüngste Ziegel ist 200 Jahre alt“, verdeutlicht Orina Stock mit Blick aufs Dach, das fast aussieht wie neu. Dabei kombinieren sie Tradition mit Moderne, weshalb superschnelles Internet und ein Heimkino nicht fehlen dürfen.

Während sich die beiden über das unkomplizierte Miteinander mit Bau- und Denkmalamt sowie Förderungen durch den Enzkreis, das Land und die KfW freuen, loben sie besonders den Empfang im 560-Seelen-Dorf und der ganzen Gemeinde, wo sie sich bei Bürgerverein, Kommunalpolitik und Feuerwehr-Notfallseelsorge engagieren – und immer wieder offene Türen für Interessierte haben: „Ganz viele Leute haben schon an der Tür geklopft und uns von ihren Erinnerungen rund um den Dreiseithof erzählt“, freute sich die Grund- und Hauptschullehrerin.

Autor: Julian Zachmann