Zeitkapsel schlummert in Wilferdinger Rathausmauern
Remchingen. Ein Bündel Baupläne, die Samstagsausgabe der „Pforzheimer Zeitung“, das Remchinger Mitteilungsblatt und ein Satz Euromünzen – in der Hoffnung auf ein weiterhin geeintes Europa und als Erinnerung an beim Fund vielleicht bargeldlose Zeiten: Diese Gegenstände schlummern jetzt in einer Zeitkapsel im Erdgeschoss des künftigen Remchinger Rathauses – unter großem Applaus fest verspachtelt von Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon, Bauamtsleiter Udo Schneider und Architekt Thomas Steimle. Gut, dass auf der Tiefgarage an der Neuen Ortsmitte die ersten Sichtbetonwände samt Decken bereits stehen, sonst wären die zahlreichen Besucher der offiziellen Grundsteinlegung am Samstag ziemlich nass geworden.
Nasse Füße auf der Großbaustelle nahmen sie zur Feier des Tages aber gerne in Kauf – schließlich wasserte genau 48 Jahre zuvor auch die Besatzung der Apollo 12 nach ihrer erfolgreichen Mondreise im Pazifik, wie Architekt Steimle erinnerte, während der ebenso am Neubau beteiligte Remchinger Blechner-, Sanitär- und Heizungsmeister Kurt Pailer die Kupfer-Kapsel zulötete.
Doch bis sie vielleicht jemals wieder ans Tageslicht kommt, steht erstmal die Zeit des neuen Rathauses bevor. „Nach rund 80 Prozent der Vergaben liegen wir noch immer gut im Finanzbudget und sind auch beim Zeitfenster im Großen und Ganzen auf der Schiene“, erklärte Bürgermeister Prayon. So rechne Bauamtsleiter Udo Schneider mit einer Fertigstellung im Frühjahr 2019.
Die ersten Behördengänge im neuen Rathaus sind wohl ab Sommer 2019 möglich – doch nicht nur diese: „Hier entsteht nicht nur eine Verwaltung, sondern ein Haus für die Bürger“, verdeutlichte Architekt Steimle zwischen den cremig-ockerfarben erstrahlenden Leichtbetonwänden und im Moment noch jeder Menge Baustützen. Die Besucher stünden hier am Haupteingang vom künftigen Marktplatz her, unter dem geplanten Ratssaal, erklärte Steimle mit Blick auf die kaskadenartige Treppe, die wie das fünfeckige Gebäude Transparenz und Offenheit zeigen solle: „Man sieht dann, wo Politik entsteht.“
Anfängliche Proteste
Auch eine bisher noch nicht-öffentlich behandelte Überraschung wollte er am Samstag nicht länger vorenthalten: „Eine Brauerei sorgt künftig im Rathaus für eine zünftige Wirtschaft.“ Mit deren Bier und wärmender Gulaschsuppe konnten sich die Besucher beim anschließenden gemütlichen Beisammensein stärken, bevor es auf Baustellenführung ging.
Zuerst waren die Kinder an der Reihe und staunten nicht schlecht beim Anblick von Tiefgarage, Kran und Bagger. „Was den Bau-stand betrifft, sind wir im Mittelteil angekommen und steigen in Vorfreude auf den Schlussakkord in die Niederungen des Bauens herab“, erklärte Steimle. Während in dieser Phase andernorts üblicherweise ein rauer Wind wehe, würden sich die Arbeiter hier respektvoll entgegentreten, lobte er das Miteinander – nicht nur auf der Baustelle: Von den anfänglich starken Diskussionen und Protesten einiger Bürger gegen das rund 13,7 Millionen Euro teure Großprojekt war jedenfalls am Samstag nichts zu spüren.