Straubenhardt
Straubenhardt -  03.12.2017
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Titel-Hattrick: KTV Straubenhardt turnt sich in die Geschichtsbücher

Die Faust geballt, auf den Lippen ein „Jaaaa“: So stürmt Marcel Nguyen auf Andreas Bretschneider zu. Der Sportliche Leiter der KTV Straubenhardt, Dirk Walterspacher folgt, umarmt den 28-Jährigen

Als zweiter KTV-Turner hatte dieser da am Samstagabend in der Ludwigsburger MHP-Arena gerade seine Reck-Übung gestanden. Es ist der Moment, in dem keiner der 3500 Zuschauer mehr Zweifel daran hat: Die dritte Meisterschaft in Folge ist dem Team aus dem Enzkreis nicht mehr zu nehmen.

Titel-Hattrick! Das war bisher nur dem SC Cottbus von 2006 bis 2008 gelungen. Beendet hatte dessenen Erfolgsserie: die KTV Straubenhardt.

Auf dem Weg zum insgesamt sechsten Titel – am Ende steht es 34:19 gegen die TG Saar – müssen die Schwarzwald-Turner aber zunächst einmal bange Minuten überstehen: „0:6“ ist auf der Anzeigetafel zu lesen, da haben erst zwei Turner pro Team ihre Bodenübung absolviert. Den KTV-Athleten ist da bereits klar, dass den Kampfrichtern ein Fehler unterlaufen ist: „Wir achten da sehr genau drauf, weil am Ende ein Punkt entscheiden kann“, erklärt Nils Dunkel. Waldemar Eichorn hatte in seine Übung keinen Doppelsalto eingebaut. Doch die dafür üblichen 0,3 Strafpunkte blieben aus. „Ich habe daher beim Kampfgericht nachgefragt, ob sie dies abgezogen haben“, sagt Walterspacher. Tatsächlich: „Die Kampfrichter hatten es zwar auf dem Zettel stehen, aber es wurde vergessen, dies im System einzugegeben.“ Statt 0:6 steht es nur noch 0:4. Und weil David Belyavskiy sich danach weit weniger Fehler erlaubt als Saars Luca Ehrmantraut, steht es vor dem Pauschenpferd nur 2:4. „Wir haben erwartet, dass wir deutlicher hintenliegen“, verrät Nguyen.

Jubel im KTV-Fanblock

„Danach haben wir einen guten Pferd-Durchgang erwischt, insgesamt kaum Fehler gemacht und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt“, so der Olympia-Zweite von 2012. „Das war der Schlüssel.“ Zwar verturnt sich Lucas Herrmann am Pferd, aber Dunkel, Belyavskiy und Rittschik sichern der KTV ein 5:4.

„Mach was“-Rufe aus der Straubenhardter Ecke ertönen schließlich, als Bretschneider an die Ringe geht. Und der „macht was“: er erturnt sich drei Punkte. Lautstarker Jubel im KTV-Fanblock, wo weiß-blaue Fahnen geschwenkt werden – Straubenhardt führt. Mit höheren Ausgangswerten starten „Ringepresser“ Davtyan Vahagn und Nguyen an dem Gerät. Der Lohn: eine 16:8-Führung.

Wie erwartet, wird der Abstand am Sprung wieder kleiner: Unter anderem erturnt der für das Finale verpflichtete Russe Nikita Nagornyy zwei Scorepunkte für die TG – es steht nur noch 17:15. Die Vorentscheidung dann am Barren: Verniaiev verhakt sich mit einem Bein, Eichorn landet auf dem Hintern, Remuta leistet sich mehrere Fehler. „Hier hat uns die TG Saar mit drei Schnitzern in die Karten gespielt“, resümiert Walterspracher. Dagegen bringt das KTV-Quartett seine Übungen sicher durch und zieht auf 28:15 davon.

Ohne Druck gehen die Straubenhardter somit an das Reck. Dort kann zwar Brian Gladow gegen Nagornyy nichts ausrichten. Doch Bretschneider zeigt seine ganze Routine: Den Cassina fängt er weit von der Stange weg, erschrickt kurz, hält sich aber oben. „Bretis“ Reaktion: Er verzichtet auf den Kolmann, die gehockte Variante des gleichen Elements, reduziert so die Schwierigkeit und turnt dann sicher zuende. Das reicht für zwei Scorepunkte – und zum Hattrick. Gefeiert wird dies mit einer kleinen Tanzeinlage. Die Choreographen: Nguyen und Bretschneider. Sie hatten die Choreo von der TV-Show „Dance Dance Dance“ mitgebracht, bei der sie aufgetreten waren.

Das neue Ziel: Vier Titel in Serie

So spaßig und so erfolgreich soll es nach dem Wunsch der KTV weitergehen: „Ich will den Vierer holen, dann haben wir den Rekord für uns alleine“, kündigt Dunkel an. „Jetzt nachzulassen, wäre sehr schade“, sagt Steve Woitalla. „Denn vier Titel in Folge, das wird in den nächsten 20 Jahren keiner schaffen.“

Der KTV-Kader wird dann wohl ganz ähnlich aussehen wie in dieser Saison: Nguyen, Bretschneider, Dunkel, Hermann, Varhagh, Rittschik, Gladow, Woitalla, Fokin – sie alle werden bleiben, kündigt Walterspacher an. Und auch Belyavskiy wolle weiter für Straubenhardt turnen. Ob dies möglich ist, müsse der 25-Jährige aber mit dem russischen Verband abklären.

Autor: Simon Walter