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Straubenhardt -  09.10.2019
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Turn-WM: Elisabeth Seitz bereit zu großen Taten - KTV-Turner holt WM-Titel

Stuttgart. Elisabeth Seitz hat eine feine Gabe. Neben ihren sportlichen Fähigkeiten gelingt es der deutschen Vorzeige-Turnerin, die Menschen ohne Argwohn ehrlich an sich teilhaben zu lassen. Das ist selten, ebenso wie Elisabeth Seitz‘ Fähigkeit, im entscheidenden Augenblick vor zig Tausenden Zuschauern und bei einer Lärmkulisse wie beim Start eines Rennboliden ihre Turn-Übungen mit Spaß attraktiv und perfekt vorzuführen: „Ich liebe es, so vielen Menschen wie möglich zu zeigen, was ich alles kann, wie perfekt ich turnen kann und sie damit zu begeistern.“

Die 25-jährige gebürtige Heidelbergerin, die in Mannheim aufgewachsen ist und seit 2014 Stuttgart als Wahlheimat auserkoren hat, schöpft anscheinend unermessliche Kraft daraus, dass sie in Frieden mit sich ist. Aber das kommt nach nun schon vier Fuß-OPs nicht von ungefähr.

Ihre ansteckende Fröhlichkeit scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein, alles andere, hat Elisabeth Seitz mühevoll erworben. „Ich bin gerne an der Spitze im deutschen Turnen, aber ich darf mich nicht darauf ausruhen“, sagt sie. „

Enormes Training lässt einen im Wettkampf sicher sein. Und eine meiner Stärken ist, dass ich mich im Wettkampf eben nicht aufs Glück verlasse, sondern genau weiß, was ich kann. Und ich will bei dieser WM nicht nur mitturnen.“ Mit dieser Einstellung geht “Eli“, wie sie von ihren Kolleginnen liebevoll gerufen wird, am Donnerstag um 16 Uhr gemeinsam mit der Kölnerin Sarah Voss ins Mehrkampf-Finale – und dann am Samstag ins Stufenbarren-Finale.

Die Gelassenheit der angehenden Lehrerin für Sport und Englisch hat damit zu tun, dass sie vor einem Jahr in Doha Bronze an ihrem Paradegerät Stufenbarren – die erste WM-Medaille ihrer Karriere – wie eine Befreiung, ja wie Gold wahrgenommen hat: “Ich lehne mich deshalb aber nicht zurück, denn ich habe gespürt, dass mich nach dieser Medaille die anstehenden Höhepunkte wie diese Heim-WM und dann noch Olympia im nächsten Jahr extrem gepusht haben. Ich spüre seither, dass bei mir noch mehr geht.“

Eins ist für Elisabeth Seitz klar: Ihre Freundin und Trainingspartnerin Kim Bui soll wie bei der WM 2018, vor dem Barrenfinale für sie als Glücksbringerin die Holme präparieren: Ein bisschen Aberglauben muss sein.

KTV-Turner Belyavskiy holt mit Russen WM-Titel

Nach 28 Jahren sind die russischen Turner wieder Mannschafts-Weltmeister geworden. Vor 7500 Zuschauern siegte das Team am Mittwoch mit 261,726 Punkten hauchdünn vor Titelverteidiger China (260,729) und Japan (258,159).

Maßgeblich trug der Straubenhardter KTV-Turner David Belyavskiy zum Erfolg bei. Er durfte zwar nur an zwei Geräten ran, zeigte dabei aber glänzende Leistungen. An seinem Lieblingsgerät Barren begeisterte der Bronze-Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio mit 15,133 Punkten. Mit dieser Leistung hätte der 27-jährige Ausnahmekönner das Barren-Gerätefinale am Sonntag lässig erreicht, in der Qualifikation scheiterte er jedoch wegen dicker Patzer. Auch seine 14,0 Punkte am Pauschenpferd können sich sehen lassen. An diesem Gerät steht er am Samstag überraschend im Finale.

Die deutsche Mannschaft hatte sich als Zwölfter für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifiziert. Im Team-Finale durften nur acht Teams turnen.

Autor: Gabriela Thoma, dpa/kn