Tiefenbronn
Tiefenbronn -  23.09.2025
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Große Aufregung nach Spielabbruch: Sportgericht muss Spiel zwischen Tiefenbronn und Dobel bewerten

Tiefenbronn. Das Spitzenspiel der Fußball-Kreisklasse B2 Pforzheim zwischen dem FV Tiefenbronn und den Sportfreunden Dobel ist am vergangenen Sonntag nach 78 Minuten abgebrochen worden. Während ein Bericht einer Tageszeitung von Ausschreitungen, Zuschauerangriffen und einem Polizeieinsatz sprach, widerspricht der FV Tiefenbronn dieser Darstellung entschieden und spricht von rufschädigender Berichterstattung.

Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball
Drei Platzverweise sollen am Sonntag in Tiefenbronn die Gemüter so erhitzt haben, dass der Schiedsrichter keine andereMöglichkeit sah, als das Spiel gegen die Sportfreunde Dobel abzubrechen. Patrick Seeger/dpa Foto: Patrick Seeger/dpa

Der FV Tiefenbronn ging bereits in der zweiten Spielminute durch Davor Nakic in Führung. Nach zwei Gelb-Roten Karten stand die Heimmannschaft ab der 54. Minute mit neun Spielern auf dem Platz. In der 65. Minute erhielt Torhüter Mihai-Madalin Dobrica zudem die Rote Karte, die Sportfreunde Dobel bekamen einen Strafstoß zugesprochen. Der fällige Elfmeter führte zunächst zu einer mehrminütigen Unterbrechung. Nach Wiederaufnahme des Spiels glich Michael Müller zum 1:1 aus. In der 78. Minute entschied der Schiedsrichter erneut auf Strafstoß für die Gäste. Müller verwandelte auch diesen und brachte Dobel mit 2:1 in Führung. Kurz darauf wurde die Partie abgebrochen.

In dem Artikel der Tageszeitung war von drei Platzverweisen, massiven Beleidigungen, Zuschauern auf dem Spielfeld und einer aggressiven Atmosphäre die Rede. Der Schiedsrichter habe das sogenannte Stop-Konzept angewandt, die Begegnung zunächst unterbrochen und schließlich endgültig abgebrochen. Weiter wird geschildert, dass der Unparteiische bedroht worden sei, auch von Kindern. Zudem soll es Rassismus-Äußerungen gegeben haben, bis er sich in die Umkleidekabine zurückzog. Dort soll er sich eingeschlossen haben, bis die von ihm gerufene Polizei eingetroffen ist. Die Zeitung aus dem benachbarten Landkreis bezeichnete das Geschehen als „Tiefpunkt“ für den FV Tiefenbronn und sprach von einer beispiellosen Aggressivität, die von Seiten des FVT ausgegangen sei. Quellen, auf die sich diese Behauptungen stützen, werden in dem Artikel nicht genannt.

Stellungnahme Tiefenbronn

Der FV Tiefenbronn weist diese Schilderungen zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme von Nils Hof, Vorstand Wirtschaft, heißt es: „Alle – wirklich alle – Zuschauer waren sich einig, dass es ein flottes, intensives, aber faires Spiel ohne Niedlichkeiten oder üble Fouls zu sehen gab. Allerdings erlebten wir alle einen Schiedsrichter, der ohne klare Linie von der zweiten Spielminute an wild Gelbe Karten an Akteure beider Mannschaften verteilte.“ Ab der 51. Minute hätten sich diese Karten dann „leider auf den FV Tiefenbronn“ fokussiert, schreibt Hof. „Doch auch nach einer Gelb-Roten Karte gegen einen unserer Leistungsträger wurde das Spiel von beiden Seiten unverändert professionell und fokussiert weitergeführt. Selbst ein zweifelhafter Elfmeterpfiff gegen den FVT in der 60. Minute wurde dann von unseren Akteuren immer noch mit ‚Kopf hoch und weiter‘ quittiert“, ist in der Stellungnahme zu lesen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe es „keinerlei Anlass für einen Spielabbruch oder Ähnliches“ gegeben.

Sogar der Torhüter sieht Rot

„Eine erste Unterbrechung war dann allerdings kurz danach notwendig, als der FVT-Torwart im Aufpushen/sich Aufheizen vor der Ausführung des Strafstoßes für ein ‚Egal. Weiter jetzt!‘ eine Rote Karte wegen ‚Beleidigung‘ vom Schiri gezeigt bekam. Der Hinweis des Spielertrainers der Spfr. Dobel, der in unmittelbarer Nähe stand, dass diese Karte nicht berechtigt sei, wurde hierbei durch den Schiedsrichter ignoriert“,

schreibt Hof.

„Der Spielabbruch – nach einem weiteren zweifelhaften Elfmeter – wurde dann ebenfalls durch die Heimmannschaft und nicht den Schiri eingeleitet“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Eine sinnvolle Weiterführung des Spiels unter dieser Leitung sei nicht mehr als möglich erachtet worden.

Es habe „in keinem Moment eine Gefahr für Leib oder sogar Leben der Spieler, Trainer, Funktionäre, Zuschauer oder des Schiedsrichters“ bestanden, so Hof. „Warum der Referee die Polizei verständigte, werde „sein Geheimnis bleiben“, heißt es in der Tiefenbronner Stellungnahme abschließend. Die Gäste hätten sich nicht gefährdet gesehen.

Die Polizei bestätigte den Einsatz in Tiefenbronn am Sonntag. „Mehrere Streifen waren vor Ort, da über Notruf eine Auseinandersetzung gemeldet wurde, an der sowohl Spieler als auch Zuschauer beteiligt gewesen sein sollen“, teilte Simone Unger, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Pforzheim mit. „Nach Angaben der Einsatzkräfte war die Lage ruhig. Der Schiedsrichter konnte offenbar in seiner Kabine angetroffen und anschließend zu seinem Fahrzeug begleitet werden“, so Unger.

Sportfreunde äußern sich nicht

Die Sportfreunde Dobel wollen sich nicht zu dem Spielabbruch äußern. Das erklärte Markus Treiber, erster Vorstand der Sportfreunde auf PZ-Anfrage. Treiber verwies darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handle und man davon ausgehe, dass man als Verein beim Sportgericht noch eine Stellungnahme abgeben müsse. „Da wollen wir jetzt nicht vorgreifen“, erklärt Treiber.

Das Sportgericht des Fußballkreises Pforzheim wird nun über die sportliche Wertung der Begegnung sowie mögliche Konsequenzen entscheiden.