Gründung vor 66 Jahren: Tiefenbronner Carnevalsverein feiert närrisches Jubiläum
Tiefenbronn. Hibbele Hoi, Hibbele Hoi, Hibbele Hoi Hoi Hoi! Seit 66 Jahren schallt der Schlachtruf der Tiefenbronner Narren durch die Gemeinde. Ein Jubiläum, das Anlass gibt, auf die Erfolgsgeschichte des Carnevalvereins zurück zu blicken. Auf diese gelungene Mischung aus Tanz, Gesang, Zunftgruppen und natürlich den Büttenreden, die schon immer das Salz in der närrischen Suppe waren.
Am Anfang stand aber eigentlich der Spaß der Tiefenbronner am Feiern, wie in der Festschrift des Vereins nachzulesen ist. Schließlich wurden die Menschen von den Nachbargemeinden nicht umsonst als „Festgockler“ bezeichnet, die jeden Anlass gerne für ein Fest nutzten. So gab es schon einige Jahre närrische Aktivitäten des Männergesangvereins und erste kleine Umzüge, als im Jahr 1954 der Tiefenbronner Carnevalsverein, kurz TCV, gegründet wurde - übrigens im weiten Umkreis der erste Faschingsverein nach dem Krieg.
Erster Präsident wurde Faschings-Urgestein Ernst Pfeffinger, der prägend für die Tiefenbronner Fasnacht war und neben Roland Grauer Ehrenpräsident des Vereins ist. Als Büttenredner nahm er in den Anfangsjahren den wirtschaftlichen Aufschwung aufs Korn und meinte: „Seit ich mir den Wein leisten kann, vertrag ich den Most nicht mehr.“ Übrigens: Gerne thematisiert wurde seit der Gemeindereform immer wieder der Zusammenschluss Tiefenbronns mit Lehningen und Mühlhausen - die Frotzeleien haben das Verhältnis der Nachbarn aber nicht nachhaltig getrübt.
„Um 1960 fand im Sonnensaal ein Maskenball statt. Rosel Heuchele und ich entschlossen uns kurzfristig, uns als Gockler und Henne zu verkleiden. Rosel ging in den Hühnerstall und rupfte kurzerhand mehrere Hühner. Mit diesen Federn beklebten wir zwei Turneranzüge. Unsere Verkleidung war so gelungen, dass uns bis zur Demaskierung um Mitternacht niemand erkannte.“
Rita Gerhardt, Ehrenmitglied, mit 96 Jahren ältestes TCV-Mitglied und langjährige Aktive
Die Zeit der ersten improvisierten Veranstaltungen war bei den Narren bald vorbei: Die Umzugswagen wurden größer, die Prunksitzungen technisch aufwendiger und die Kostüme professioneller. Bald gab es die ersten Tanzgarden und ein Männerballett. Mitte der 60er Jahre ergänzte die erste Häsgruppe den Verein: sie nannte sich nach der Symbolfigur des TCV, dem Schmellenhopfer, und ging mit phantasievollem Gewand an den Start. Ihnen folgten über die Jahre weitere Zunftgruppen, die den Verein bis heute bereichern: die Gemmingenhexen, Brunnengeister, Teufel und Zottelböck, die Geisterjäger, Lehninger Guguge, Mühlhausener Bandle und schließlich die Dorfdira, die als jüngste Maskengruppe 2015 gegründet wurden.
Als wir einmal für das Straßenfest aufbauten, kam ein fremdes Pärchen in unser Zelt. Es war ein künftiges Brautpaar, das Kirche und Festsaal inspizieren wollte. Nach ein paar gemeinsamen Bierchen haben wir kurzerhand aus den Tischdecken ein Pfarrgewand gebastelt und ich habe das Paar vor einer applaudierenden Menge getraut.
Roland Grauer, Ehrenpräsident und langjähriger Aktiver beim TCV
Für den richtigen Schwung bei den Auftritten sorgen natürlich auch die zahlreichen Tanzgruppen im Verein. Vom Kinderballett und dem Prinzennachwuchs, wo die Jüngsten anfangen, bis zu den Grün-Weiß-Spatzen, der Pink-Garde und der Prinzen-Garde, der persönlichen Garde des Schmellenprinzen. Tanzmariechen und Tanzpaar dürfen genauso wenig fehlen wie das Moderne Ballett und natürlich das Männerballet, das die Bühnenbretter bei jedem Auftritt auf eine harte Probe stellt.
Baulich veränderte sich im Lauf der Jahre so einiges: Fanden die Sitzungen zuerst im Gasthaus „Sonne“ und im Hasenhäusle statt, wechselte man Mitte der 70er Jahre in die neu gebaute Gemmingenhalle und ist dort bis heute geblieben. Die Nachfrage war anfangs so groß, dass die Prunksitzungen an drei Abenden stattfanden - mit mehr als 1000 Zuschauern pro Veranstaltung. Allerdings wurde für den Bau der neuen Halle die Dreschhalle abgerissen, wo der Verein seine Festwagen baute. Deshalb hat der TCV 1983 am Forcheneck sein Vereinsdomizil errichtet. Die Eröffnung wurde, wie könnte es ander sein, mit einem großen Sommerfest gefeiert. Inzwischen sorgt ein Anbau für mehr Platz.
Der Verein mit seinem Präsidenten Fabian Gall ist aber nicht nur während der Faschingssaison aktiv, sondern bringt sich auch sonst ins Dorfleben ein. So war der TCV immer am Straßenfest beteiligt, das bis 2012 stattfand. Seither organisieren die Narren eine Vatertagshocketse, die gerne angenommen wird. Dass die Schmellenhopfer fest in Tiefenbronn verankert sind, zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: 400 Mitglieder engagieren sich im Verein, hinzommen die Masken- und Zunftgruppen mit ihren mehr als 800 Aktiven. Kein Wunder, dass Bürgermeister Frank Spottek stolz auf die Narren ist, die das Leben in Tiefenbronn mit Heiterkeit und Frohsinn bereichern. Er lobt, dieser Einsatz, die Kreativität und Gemeinschaft seien unschätzbar wertvoll. Darauf ein dreifaches Hibbele Hoi.
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