Initiative zum Schutz der landschaftsprägenden Mostbirnbäume
Tiefenbronn. Wer alte Birnbäume auf seinen Streuobstwiesen stehen hat, der weiß, worauf das Projekt mit dem Titel „Ich bin ein Riese in der Wiese“ zielt. Zum offiziellen Startschuss des großangelegten Projektes hat der Landschaftserhaltungsverband Enzkreis (LEV) Interessierte in das Bürger- und Kulturhaus Rose nach Tiefenbronn eingeladen. Ziel des Projektes „Ich bin ein Riese in der Wiese“ ist es, wertvolle, landschaftsprägende Mostbirnbaume im südlichen Enzkreis zu schützen. Das vom Enzkreis betreute Projekt, an dem sich neben Tiefenbronn auch Mönsheim, Neuhausen, Wiernsheim und Wimsheim beteiligen, wird durch das Programm Leader-Heckengäu mitfinanziert.
Tiefenbronns Bürgermeister Frank Spottek freute sich über den gut gefüllten Saal und wartete mit interessanten Zahlen auf. „In Tiefenbronn stehen 4947 Bäume, davon 202 Mostbirnen“, erklärte er. In Mönsheim wurden 91 wertvolle Mostbirnen gezählt, in Neuhausen 481, in Wiernsheim 263 und in Wimsheim 140.
„Die Riesen in den Wiesen sind es wert“, hob Erster Landesbeamter Wolfgang Herz hervor: „Mir ist sehr wichtig, dass das Projekt im Heckengäu gelingt.“ Er erinnerte an die Streuobstkonzeption des Enzkreises aus den Jahren 2017/18. „Die Riesen in den Wiesen ist ein Projekt, das der Enzkreis schon länger verfolgt“, erklärte Thomas Köberle, Geschäftsführer des LEV. Die Grundidee beschrieb er mit der Pflege und Sicherung alter Mostbirnen, speziell den Bäumen, die nicht mehr mit einer Leiter gepflegt werden können. Die gepflegten Bäume sollen dann durch einen Pachtvertrag gesichert werden und müssen so mindestens 20 Jahre stehen bleiben.
„Jede Birne, die 100 bis 200 Jahre alt ist, ist ein unglaublicher Lebensraum“, schwärmte Köberle. „Es ist aber ein Riesenproblem, dass man unsere Mostbirnen heute weitgehend nicht mehr braucht.“ Deshalb würden viele Besitzer die Bäume einfach umsägen. Die Wertschätzung dieser Birnen gehört auch zum Ziel des Projektes. Köberle beschrieb die großen Bäume auch als markante Landschaftselemente, die mit ihrem roten Herbstlaub oder den üppigen Blüten ein „Hingucker“ seien. „Wir müssen einfach mehr Most trinken“, forderte Köberle auf. Seine Mitarbeiterin Nena Raabe stellte ihre Kartierungsarbeit zur Erfassung der Mostbirnen im Heckengäu vor, wofür sie von Juni bis August unterwegs war.
Dr. Walter Hartmann von der Universität Hohenheim berichtete über die Vielfalt der verschiedenen heimischen Mostbirnensorten. Neben Saft und Most zählte er auch Cidre, Schaumwein, sortenreine Destillate und Dörrobst auf. „Most ist heute nicht mehr „in“ bei jungen Leuten“, erklärte er. „Gut kommt Cidre an, das ist gerade im Sommer ein tolles Getränk.“ Aus seinen Beschreibungen sprach die große Begeisterung für die Nutzung von Mostbirnen. „Da hat man richtig Lust bekommen, etwas mit den Birnen zu machen“, sagte Köberle und lud alle Anwesenden zur Teilnahme am Mostbirnen-Projekt ein. ck
