Tiefenbronn
Tiefenbronn -  12.12.2020
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"Kein Einzelfall": Fleißiger Mitarbeiter aus Tiefenbronn wird in den Kosovo abgeschoben

Tiefenbronn. Der Arbeitsvertrag bei der Tiefenbronner Firma Celsius ist in der Tasche. Lange hat Valon Gashi auf diese Chance gewartet. Denn weil der 35-Jährige 2015 als Flüchtling mit seiner Familie aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen ist, war es ihm lange nicht erlaubt zu arbeiten. Nach einem Schnupperpraktikum dann die gute Nachricht: „Wir waren so froh, endlich einen jungen willigen Mitarbeiter gefunden zu haben“, sagt Celsius-Geschäftsführerin Sybille Jägle. Dann wird er abgeschoben.

2017 sollte Gashi die Helfertätigkeit starten, bei der er Solarmodule montiert und überall anpackt, wo Not am Mann ist. Angekommen im deutschen Mittelstand. Acht Jahre lang hat Jägle zuvor versucht, die Stelle über die Arbeitsagentur zu besetzen. „Das Amt hat uns in der Zeit nur drei bis vier Leute vermittelt“, sagt Jägle, „und keiner davon ist aufgetaucht.“ Umso größer die Freude über Gashi, der arbeitsam gewesen sei und sich auf eigene Faust Deutsch beigebracht habe.

Geholfen hat ihm dabei auch die Flüchtlingshelferin Almuth Westphal aus Wiernsheim, die sich dort ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzt. Nur kurze Zeit später, nachdem der Arbeitsvertrag unterschrieben ist, wird Gashi abgeschoben. Und nicht nur die Firma Celsius, sondern auch die FDP-Landtagsabgeordneten Erik Schweickert und Hans-Ulrich Rülke könnten sich darüber „schwarz-grün“ ärgern, wie Schweickert sein Unverständnis über die Einwanderungsspolitik der Landesregierung ausdrückt. „Wir schieben die Falschen ab“, sagt Schweickert, der sich zusammen mit Rülke seit dem Hilferuf der Firma vor drei Jahren für die Arbeitserlaubnis und ein Visum stark machen: „Das ist kein Einzelfall. Und die, die keine Papiere haben oder kriminell sind, die das Herkunftsland nicht will, werden nicht abgeschoben.“

Bisher versinkt das Engagement aber im Behördensumpf, immer wieder werden sie von der deutschen Botschaft vertröstet. Seither ist nicht viel passiert, Gashi sitzt mit Frau und drei Kindern im Kosovo fest. Seine letzte Nachricht per Whatsapp Ende November: Die Botschaft könne ihm wegen Corona wieder keinen Termin geben.

Die Forderung von Rülke und Schweickert: Ein Einwanderungsgesetz muss her. Wer dann im Land bleiben darf, soll laut Schweickert am Arbeitsvertrag festgemacht werden. Momentan würden aber genau die, die einen Arbeitsvertrag haben, am ehesten abgeschoben. „Weil sie ein geregeltes Leben haben und leicht aufzufinden sind, zum Beispiel am Arbeitsplatz“, so Schweickert.

Wie die Sache weitergeht, steht in den Sternen. Gashi hat im Kosovo immerhin ein Dach über dem Kopf. Er schlägt sich und seine Familie mit Gelegenheitsarbeiten durch, wie Westphal und Jägle erzählen: Immer noch in der Hoffnung, den fleißigen Arbeiter irgendwann zurück in die Region holen zu können.

Autor: heg