Tiefenbronn
Tiefenbronn -  08.09.2021
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Kreuzkirche in Mühlhausen wird derzeit restauriert - Arbeiten in schwindelnder Höhe

Tiefenbronn-Mühlhausen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man die lange Treppe zur Kreuzkirche in Tiefenbronn-Mühlhausen hinaufsteigt. Mit jeder Stufe scheint die Kirche aus dem Jahr 1829 größer zu werden. Derzeit wird das Gebäude saniert. Der Kirchturm ist komplett eingerüstet und in der Höhe erkennt man fleißige Steinmetze bei der Arbeit. Im Rahmen der Maßnahmen soll der Kirchturm auch mit einem vierten Ziffernblatt ausgestattet werden, denn bislang konnte die Uhrzeit nur an drei Seiten des Turmes abgelesen werden.

„Wir hatten überall viele Witterungsschäden, sodass eine Sanierung notwendig wurde“, erklärt Christopher Hofheinz vom Ältestenrat. „Die letzte Sanierung muss wohl in den 1970er- oder 1980er- Jahren gewesen sein.“

Kurz bevor er den Kirchenraum betritt, macht er auf die Inschrift im Rundbogen des Fensters über dem Eingangsportal aufmerksam. „Durch christliche Liebe erbaut, 1829 und 1830“ ist dort zu lesen. Hofheinz erklärt, dass die Kirche einst mit Spendengeldern aus ganz Deutschland erbaut wurde. Freiherr Julius von Gemmingen (1774–1842) war im Jahr 1823 mit einem Großteil seiner Familie und 220 Menschen von der katholischen zur evangelischen Kirche übergetreten. In der Folge wurde die Kreuzkirche mit Spendengeldern nach Plänen des badischen Hofbaumeisters Heinrich Hübsch aus Karlsruhe in nur 21 Monaten erbaut.

Die Kirchenorgel mit zehn Registern stammt ursprünglich aus dem Jahr 1893. „Die Akustik hier ist ideal“, sagt Hofheinz mit Verweis auf kirchenmusikalische Veranstaltungen. Während der Corona-Pandemie hat sich die Kirchengemeinde technisch ausgerüstet, sodass jetzt auch Gottesdienste über das Internet verfolgt werden können. Im Rahmen der aktuellen Maßnahmen soll die Turmuhr durch ein viertes Ziffernblatt ergänzt werden, was die Firma Perrot aus Calw übernehmen wird. Bislang war auf einer Seite des Turmes nur eine Abdeckplatte als Platzhalter für eine spätere Nachrüstung angebracht. Aus Kostengründen wurde beim ursprünglichen Einbau der Uhr zunächst auf das vierte Ziffernblatt in Richtung des Kirchenschiffes verzichtet. Später waren sich die politische und die kirchliche Gemeinde uneinig, wer für die Nachrüstung aufkommen sollte.

Die eigentlichen Sanierungsmaßnahmen betreffen vor allem den Außenbereich der Kirche. „Die Ortgangplatten rutschen ab“, stellt Steinmetz Jens Wecker fest, der in Schömberg zusammen mit Johannes Wagner einen Handwerksbetrieb führt. Der Spezialist für Denkmalpflege deutet in luftiger Höhe auf den Dachrand, wo man deutlich sieht, dass die Steinelemente etwas verrutscht sind und womöglich abzustürzen drohen. Die Platten werden deshalb abgenommen und zusammen mit den darunterliegenden Klinkerziegeln wieder neu aufgebaut. Entfernt und ausgetauscht werden die Brüstungsplatten rund um den pyramidenartigen Helm des Turmes. „Der Sandstein kommt aus der Region“, erklärt Wecker. „Es ist ein gutes, quarzgebundenes Material, das hier im Schwarzwald unter hohem Druck entstanden ist.“

Wo nötig, werden Risse in den alten Steinen geschlossen und wieder aufgefüllt. „Steintausch findet kaum statt“, stellt der Steinmetz fest. „Das ist dem guten Material geschuldet.“ An der Fassade sollen die Fugen ausgebessert werden, wofür der alte Mörtel zunächst entfernt wird. Welche Farbe der neue Mörtel haben soll, ob so hell wie beim Kirchenneubau oder mit etwas dunklerem, eher verwittertem Erscheinungsbild, wird mit dem Denkmalamt abgestimmt. Wecker hofft, dass er die Arbeiten noch im Herbst abschließen kann. Zu den weiteren Sanierungsmaßnahmen gehören unter anderem die Ertüchtigung des Turmaufgangs, der Einbau einer begehbaren Decke über dem Kirchenraum, die Neueindeckung des nördlichen Daches und kleinere Holzarbeiten. Insgesamt 390 000 Euro werden für die Maßnahmen in die Hand genommen. Die Kosten für die Sanierung trägt der Stadtkirchenbezirk, weitere Zuschüsse kommen von der Landeskirche und dem Denkmalamt.

Autor: ck