Wiernsheim
Wiernsheim -  27.04.2018
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Musiker aus Wiernsheim ist neuer Stipendiat der Kunststiftung der Landes

Wiernsheim. Unter mehr als 300 Bewerbern hat sich Michael Rettig durchgesetzt: Er ist einer von 22 Stipendiaten der Kunststiftung Baden-Württemberg. Eine Fachjury hat den 27-jährigen Akkordeonisten ausgewählt, um die junge, experimentelle Kunstszene im Land zu fördern.

Akkordeon? Ja, dieses Handzuginstrument, das spontan an Musikvereine, Folklore und Lydie Auvray denken lässt. Genau da setzt Michael Rettig an. Er möchte mit seinem Stipendium die Literatur, die Vielseitigkeit und den Stellenwert des Akkordeons weiterentwickeln, es besser ins aktuelle Musikgeschehen einbinden.

„Durch die Verbindung verschiedener Disziplinen, kreative Vermittlung und der Offenheit gegenüber neuen Musikformen kann dieses Instrument auch in Zukunft seinen Platz behaupten“, ist Rettig überzeugt. Vielfalt sei ihm dabei sehr wichtig. „Mich nur der Klassik oder Zeitgenössischem zu widmen, oder andererseits nur Pop oder Jazz – das wäre mir zu langweilig.“

Auch wenn er sich in erster Linie als klassischen Akkordeonisten definiert, sieht Rettig seine Aufgabe vor allem in der Verbindung mit Jazz sowie eigenen Kompositionen und Arrangements für verschiedene Besetzungen – mit Konzerten an ungewöhnlichen Orten. So hat er während des Studiums an der Hochschule für Musik in Detmold auch in einem Kieswerk gespielt. Auf diese Weise „kann man Hörer für Neues gewinnen“, sagt er. Sie für das Instrument zu begeistern, das sei nicht immer einfach, gibt er zu. Im Vergleich zu anderen brauche das Akkordeon vielfältige Formate. „Von der Klassik bis zur Moderne – spannende Literatur ist da.“ Der Musiker hat große Lust am Experimentieren, vor allem mit anderen Instrumenten.

Rettigs Karriere startete in der Familie. Schon sein Bruder hat Akkordeon gespielt. „Ich hab’s nachgemacht – und wurde immer besser“, sagt er und lacht. Als Jugendlicher gewann er von 2003 bis 2012 mehr als ein Dutzend, teils internationale Wettbewerbe, auch in Österreich und Italien. Am Ende empfand er das als geradezu demotivierend. „Die eigentliche Musik ist in Leistungskategorien nur schwer zu beurteilen“, sagt er.

Bis zuletzt hatte Rettig in Detmold einen Lehrauftrag. „Diese Stadt kenne ich jetzt ganz gut, meine Heimat dagegen viel weniger.“ Nun will er in der Region Fuß fassen und Kontakte knüpfen. Er unterrichtet an Musikschulen in Karlsbad, Brackenheim und bald auch in Bretten. Er hält Seminare – beispielsweise zweimal jährlich für Steirische Harmonika im Zillertal –, tritt mit diversen Bandprojekten auf und schreibt eigene, tonale Stücke. Für die Konzerte, die Rettig auf die Beine stellen will, macht er sich auf die Suche nach geeigneten Bands und Ensembles. „Vielfalt, Inspiration und Motivation kann man auch durch andere Musiker gewinnen.“

Autor: Michael Müller