Wiernsheim
Wiernsheim -  23.08.2018
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Nach miesem Betrugsversuch: Seniorin aus dem Enzkreis enttarnt Trickbetrüger

Wiernsheim. Immer wieder versuchen Kriminelle, durch Telefonanrufe vor allem ältere Menschen mit diversen Tricks zu Geldzahlungen zu bewegen, die sie unbehelligt einkassieren können. Das Ehepaar Teichmann (alle Namen geändert) aus dem östlichen Enzkreis machte einer türkischen Verbrecherbande im November des vergangenen Jahres jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Eine Täterin, die als Geld-Kurierin fungierte, musste sich am Donnerstag vor Gericht verantworten.

An einem Mittwochmorgen gibt sich eine Anruferin bei Gertrud Teichmann als Kommissarin des Bundeskriminalamts aus. Laut ihren Informationen habe eine Firma in der Türkei ihren Namen missbraucht und dabei Geldwäsche betrieben. Deshalb liege nun ein Haftbefehl gegen sie vor. Teichmann ist darüber schockiert und ahnt zunächst nichts von dem Betrug.

Stattdessen bringt die Siebzigjährige das Ganze mit einem türkischen Teppichhersteller in Zusammenhang, der sie nach ihrem Türkeiurlaub in den 1990er-Jahren immer wieder zu Hause kontaktierte, um seine Produkte anzupreisen. Darüber hinaus erscheint ihr der Fall in Anbetracht aktueller Pressemeldungen über die Missstände in der Türkei wie die Festnahme parteikritischer Journalisten durchaus plausibel.

Bei der Forderung nach einer Kaution in der Höhe von 12.300 Euro wird ihr Ehemann jedoch misstrauisch. Gertrud Teichmann beschließt daraufhin, sich bei der Polizeistelle in Mühlacker danach zu erkundigen. Diese stellt unverzüglich einen Betrug fest, hält Teichmann jedoch dazu an, auf das Angebot einzugehen, um die Täter zu fassen. Also zeigt sie sich gegenüber den Betrügern zahlungswillig und empfängt kurze Zeit später Oya Selen an ihrer Haustür, die das Geld abholen soll. Mit Fragen über ihren Ausweis und den Zahlungsbeleg hält Teichmann sie gezielt einige Minuten hin, bis die Polizei eintrifft und Selen in Gewahrsam nimmt.

Haftstrafe auf Bewährung

Während der folgenden 15 Tage in Untersuchungshaft gesteht Selen ihre Tat und nennt ihren Bruder als Hauptverantwortlichen. Er habe die Tat initiiert und von der Türkei aus organisiert. Eine weitere Person führte die Telefonate, während Selen selbst als Kurierin fungierte. Dafür musste sie sich am Donnerstag vor Gericht verantworten. Motiviert sei ihre Tat durch Schulden bei ihrem Exmann und das Versprechen einer zehnprozentigen Gewinnbeteiligung gewesen. Im Nachhinein bereue Selen ihre Entscheidung und sei froh, dass sie gestoppt wurde. Denn wäre das Vorhaben gut gegangen, hätte es laut eigener Aussage zu einer Wiederholungstat kommen können.

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Autor: Sofia Morelli