Bad Wildbad
Bad Wildbad -  11.11.2018
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80 Jahre Reichspogrommnacht: Andacht gegen das Vergessen

Bad WIldbad. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, vor nunmehr 80 Jahren, mussten jüdische Bürger in Deutschland die Reichspogromnacht erleben und erleiden. Hunderte Menschen wurden ermordet, tausende Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume, Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört. Im Gedenken an die Kristallnacht und gegen das Vergessen haben am Freitagabend um 19 Uhr landesweit in Baden-Württemberg die Kirchenglocken zum Gedenken und als Mahnung geläutet. So auch in Bad Wildbad und Schömberg, wo im Anschluss daran ein Gottesdienst unter Leitung von Pfarrerin Anneliese Oesch und Bernd Brandel stattfand.

In der Kurstadt im Oberen Enztal haben über hundert Menschen aller Konfessionen die Andacht in der evangelischen Stadtkirche Bad Wildbad besucht. Gemeinsam haben sie gesungen, gebetet, in Stille gedacht, der Hinführung zum Thema durch den Schuldekan des Enztal-Gymnasiums Bad Wildbad und Pfarrer Thorsten Trautwein gelauscht, die Fürbitten von Klinikpfarrer Thomas Föll und Michaela Brecht, Mitarbeiterin der Kirchengemeinde, verfolgt und begleitet. Pfarrer Hans-Joachim Scholz aus der Gemeinde Staufenberg bei Gernsbach hat die Predigt mit dem Titel „Nie wieder – aber was dann?“ gehalten.

Nachdem Marina Lahmann vom Bad Wildbader Stadtarchiv die Gottesdienstbesucher zuvor mit auf Spurensuche genommen und drei Biografien von jüdischen Bürgern der Kurstadt – Max Günzburger, Johanna Freund und Aurel Radowitz – verlesen hatte, nahm Pfarrer Scholz die Menschen mit in die Gegenwart. Er berichtete aus eigener Erfahrung von Begegnungen mit jüdischen Freunden und Gläubigen.

Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst am E-Piano von Marcus Deggelmann, Musiklehrer am Bad Wildbader Enztal-Gymnasium. Er begleitete auch Alina Höfflin und Johanna Schade, Schülerinnen der zehnten Klasse des Gymnasiums, die mit einfühlsamer Stimme die Hebräischen Lieder Hadad und Haza darboten. Für Gänsehaut sorgte schließlich Maja Günthner, Schülerin der Abiturklasse des Enztal-Gymnasiums, die mit Schalom alaichem die Andacht schloss.

Organisiert worden ist die Andacht von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Wildbad, federführend von Gemeindediakonin Beate Kunz, und der Projektgruppe „Spuren jüdischen Lebens in Bad Wildbad“, der neben der Kirchengemeinde auch die Stadt Bad Wildbad, die Volkshochschule Calw, der Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal, das Enztal-Gymnasium Bad Wildbad und dem Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal angehören.

Im Anschluss an die Andacht wurde israelischer Wein und muslimischer Fladen ausgegeben, den der Betreiber des Dönerladens neben der Bad Wildbader Bergbahn extra gebacken hatte.

Autor: Yvonne Dast-Kunadt