Belcanto-Brillantfeuerwerk in Bad Wildbad
Bad WIldbad. Das Schwarzwaldkurstädtchen Bad Wildbad ist zum Wallfahrtsort für Freunde des Belcanto geworden, wie er in der italienischen Oper bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschte. Rossini war der herausragende Vertreter dieser sinnlich-dekorativen Musik, aber auch Werke von Mozart, Donizetti und Bellini sind getragen vom ornamentalen Schöngesang. Eine besondere Pflege dieser Kunst ist in der Wildbader BelCanto Akademie angesagt, vor allem in der Masterclass des an der Wiener Staatsoper beheimateten Star-Tenors Raúl Giménez, dessen Schüler sich bei einer inzwischen traditionellen Matinee „Rossini & Co.“den Festival-Besuchern präsentieren.
Auch jetzt begeisterten die jungen Sänger-Talente im Königlichen Kurtheater mit vortrefflichen Leistungen. Da war die Sopranistin Alicia Martinéz, die sich als Kammermädchen Susanna aus Mozarts „Le nozze di Figaro“ vorstellte. In Duetten mit dem Bassbariton Javier Povedano (Figaro) oder der Sopranistin Almudena López (Contessa) erfreute sie mit ihrer spielerischen Anmut und in ihrer Arie „Deh vieni non tardar“ mit ihrer hellen, Koloraturen locker bewältigenden Glöckchen-Stimme. López brillierte zudem in der Arie der Gräfin „E Susanna non vien!“ mit klangschön-vollem, im Ausdruck fein differenziertem Sopran. Rezitativ und Arie des Grafen „Hai già vinta La causa“ schienen wie gemacht für den Bassbariton Yevgeniy Chainikov, der seinen Part mit stimmlicher Kraft ausstattete und dafür zahlreiche „Bravi“ einheimste. Muntere Koloratur-Verzierungen und Spitzentöne begeisterten in der Kavatine der Linda aus Donizettis Oper „Linda di Chamounix“, von Sopranistin Céline Mellon technisch makellos vorgetragen. Tenorale Spitzen steuerte Joseph Kauzman in Donizettis Arie „Seul sur la terre“ aus „Dom Sébastien“ bei. Und eine weitere Sopranstimme löste beim Publikum einen Beifallssturm aus: Odile Heimburger hatte einen bravourösen Auftritt mit der stimmungsvoll-melancholisch interpretierten Arie der Elvira aus „I puritani“von Bellini.
Den theatralischen Höhepunkt gestalteten die Baritone Povedano und Roberto Maietta mit dem umwerfend komisch dargebotenen Rossini-Duett Tarabotto-Batone aus „L’inganno felice“. Maestro Giménez hatte zum Konzert-Abschluss noch einen Höhepunkt in petto: Mit allen seinen Schützlingen (auch den Tenören Sebastian Monti, Roberto Jachini Virgili, Alexandre Marcelli und Xiang Xu) kam er auf die Bühne, und befeuerte – wie alle Opernszenen von Davide Dellisanti am Klavier begleitet – mit seinem amüsanten, höchst aufmerksamen Dirigat das chorisch wiedergegebene Sextett „Chi mi frena in tal momento?“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“: Eine fulminante Stretta, die noch einmal alle Belcanto-Wonnen wie ein Brillantfeuerwerk aufleuchten ließ.
