Bad Wildbad
Bad Wildbad -  17.05.2021
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Bilder wecken Erinnerungen: Großbrand vernichtete Bad Wildbader Sägewerk

Bad Wildbad. Corinna und Peter Aschauer sind allgemein an der Heimatgeschichte interessiert. Jetzt sind beiden Fotos begegnet, die verknüpft mit der Familie der Frau an alte Zeiten erinnern: Neben dem heutigen südlichen Ende des Wildbader Kurparks ratterte oberhalb der Enz – der ehemaligen Gaststätte Windhof benachbart – einst das Windhofsägewerk. Peter Aschauer hat Bilder von dort aus dem Jahr 1928 der „Pforzheimer Zeitung“ überlassen. An das ehemalige Sägewerk können sich nur noch ganz wenige erinnern. Es ist im Jahr 1938 abgebrannt und wurde an Ort und Stelle nicht mehr aufgebaut.

Der Betrieb wurde zum Lautenhof verlegt. Dort hat er – durch die Inhaber Treiber und Bossert neu errichtet – bis vor etwa 40 Jahren gearbeitet, zuletzt unter Bossert und Roller firmierend. Tätig war in dem Sägewerk Wilhelm Kallfass, der Großvater von Corinna Aschauer. Er ist auf einem Bild bei der Arbeit am Gatter zu sehen. Andere Fotos zeigen Arbeitskollegen, deren Namen nicht bekannt sind. Das Calwer Tagblatt „Schwarzwaldwacht“ berichtete am 20. Mai 1938 unter der Überschrift, „Großfeuer in Wildbad – Windhof-Sägewerk völlig niedergebrannt“:

„Donnerstag früh 5 Uhr brach im Hauptgebäude des Sägewerks Treiber und Bossert bei Wildbad Feuer aus. Es sprang auf die etwa 80 Meter lange und 40 Meter breite Sägewerkshalle über, die mit großen Schnittholzvorräten angefüllt war und vernichtete das ganze Werk völlig. Die Wehren von Wildbad, Calmbach und der Motorlöschzug Neuenbürg bekämpften das rasende Feuer mit 5 Motorspritzen und 16 Schlauchleitungen. Es gelang dank dieses Großeinsatzes, den ernsthaft bedrohten Gasthof zum Windhof, das Bürohaus mit angebautem Holzlagerschuppen, die Villa Waldheim und eine Tankstelle vor dem Feuer zu bewahren. Das Sägewerk mit allen Holzvorräten, in dem etwa 30 Volksgenossen ihren Verdienst hatten, brannte jedoch bis auf die Grundmauern nieder. Wertvolle Sägemaschinen, die gesamte Wasserkraft- und Elektrizitätserzeugungsanlage sind vernichtet.“

Die Bäderstadt wurde nicht erst 1974 durch den Zusammenschluss mit dem gerne „Dorf der Sägemühlen“ genannten Calmbach auch zu einer Sägewerksstadt. Es mag in anderen Orten kaum irgendwo so viele Sägewerke auf engem Raum gegeben haben wie in dem Fünftälerort. Im Lauf der Jahrhunderte kamen in Calmbach 13 zusammen, die Alfred Kiefer im historischen Jahrbuch „Einst & Heute“ des Kreisgeschichtsvereins Calw von 2019/20 beschreibt. Aber auf der weiten Markung Wildbads standen ebenfalls eine ganze Reihe teils uralter Sägemühlen. Erwähnung finden etwa die Lappachsägemühle, die Klostersägmühle, die Sprollenmühleoder die Sägemühle beim Lautenhof und die Bärenwirts Sägemühle.

Autor: Hans Schabert