Brisante Zeilen zur NS-Zeit in Bad Wildbad: Damaliger Forstamtsleiter erinnert sich an Jagdbomber-Angriff
Bad Wildbad. „Erinnerungen an Wildbad und das Ende des Dritten Reichs“ lautet der Titel einer 46-seitigen, maschinengeschriebenen Abhandlung, die Wolfgang Treiber in Kopie einige Zeit nach Bezug seiner Wohnung in der Alten Steige auf dem Dachboden fand. Mit Interesse las er die von Otto Wulz verfassten Zeilen, die ein brisantes Stück Zeitgeschichte im Enztal schildern.
Wulz war von 1933 bis 1947 Leiter des Forstamts in der Olgastraße. Zunächst in den Krieg geschickt, kehrte er 1942 auf seinen Posten zurück. Gegen Ende des Kriegs wurde er zum Führer der 1. Wildbader Volkssturmkompanie ernannt, obwohl er als politisch unzuverlässig galt.
Gemeinsam mit gleichgesinnten im Enztal ging Wulz den für ihn gefährlichen Weg, mit dem letzten Aufgebot schlecht ausgerüsteter Wehruntauglicher, Alter und Jugendlicher ernsthafte Einsätze zu verhindern. Im Ruhestand schrieb Wulz 1970 das Erlebte nieder.
Wörtlich schreibt Wulz: „Bis zur Landung der Alliierten in der Normandie war Wildbad, von den Schrecken des Krieges verschont geblieben, mehr und mehr zur Lazarettstadt geworden. Kurz vor Kriegsausbruch war noch das Luftwaffenlazarett (später Bundeswehrkrankenhaus, heute Johanneshaus), fertig geworden, das nun wie alle übrigen Lazarette überfüllt war. Die Zahl der Verwundeten und Kranken war größer als die der Zivilbevölkerung, und darunter waren Hunderte von Schwerst-Verwundeten.“
Der Zeitzeuge hält einige Jahre später weiter fest: „Seit September hörte man abends und morgens vom Hochsitz aus das Gewummer der Artillerie von Woche zu Woche deutlicher. Wildbads Gaststätten und Pensionen füllten sich mehr und mehr mit Etappenstäben aus dem Westen.“ Einem Kommandeur eines Luftnachrichtenregiments sei nichts Besseres eignefallen, als auf dem Wildbader Fußballplatz ein Freundschaftsspiel mit einer anderen Einheit austragen zu lassen. Bis, so Wulz, mittendrin ein Jagdbomber auftauchte und mit einigen Feuerstößen dem Spuk ein Ende machte.
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