Bad Wildbad
Bad Wildbad -  30.09.2018
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Bundestreffen der ehrenamtlichen „Nacht- wanderer“ in Bad Wildbad

Bad Wildbad. Sie könnten als ehrenamtliche Streetworker beschrieben werden, aber auf keinen Fall als Hilfspolizisten oder selbsternannte Sheriffs. Fröhliches Wandern auf Naturpfaden liegt ihnen fern, ihr Thema heißt Deeskalation. Nachtwanderer sind auf anderen Spuren als dem Freizeitvergnügen unterwegs. Lärm, Streit, Schmierereien und Vandalismus – das sind ihre nächtlichen Zielpunkte, hier werden sie tätig.

Wo andere nur die Nase rümpfen oder ihrem Ärger Luft machen, ergreifen sie die Initiative, bieten Hilfe an, wollen Vertrauen aufbauen. Sie suchen das Gespräch mit jenen Jugendlichen, die zuhause oft keine Ansprechpartner für ihre Probleme haben, die Aggression und Frust zu störenden und zerstörenden Aktionen treibt. Aus kleinen Anfängen ist eine bundesweite Bewegung geworden. In Bad Wildbad fand am Wochenende das Nachtwanderer-Bundestreffen mit rund 70 Teilnehmern statt. „Es wird spannend,“ stellte Ralf Kuhnle von der Bad Wildbader Gruppe bei der Begrüßung der Gäste im Forum des König-Karls-Bades fest.

„Ich habe großen Respekt vor dem, was sie tun“, sagte der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke (CDU). Er wusste sehr genau, wovon er sprach. Blenke ist vor einiger Zeit mit einer Gruppe in Calmbach unterwegs gewesen: „Ich habe gesehen, was man bewirken kann“. Als innenpolitischer Sprecher der CDU im Landtag verwies er auf das gegenwärtige Projekt „Sicherer öffentlicher Raum“, in das man das Nachtwanderer-Konzept integrieren könnte. Auch der stellvertretende Landrat Zeno Danner nannte den engagierten Einsatz „einen wertvollen Beitrag für die Kommunen“ und regte einen Ausbau dieses Ansatzes an – auch wenn „der Landkreis Calw der drittsicherste in Baden-Württemberg“ sei.

Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack darf sich auf die Fahnen schreiben, die Nachtwanderer-Idee in den Kurort geholt zu haben. Kuhnle offenbarte zum Vergnügen der Gäste den Geburtsort der Wildbader Aktivität: ein Weinfest im Hohenlohekreis. Zwei befreundete Stadtoberhäupter unterhielten sich dort nicht nur über Wein, sondern vor allen Dingen über Jugendarbeit. Mack nahm die positiven Erfahrungen aus Hohenlohe mit nach Hause – und wurde aktiv. Heute weisen die beiden Nachtwanderer-Gruppen in Calmbach und Bad Wildbad 27 Aktive auf – und deutliche Erfolge. Das war höchste Zeit, sagte Mack mit Blick auf die damaligen Probleme in Calmbach: „Es war nicht mehr lustig.“ Die Lage hätte fast in einer Bürgerwehr-Gründung geendet. Durch die Nachtwanderer seien Lösungen gefunden worden, „die dazu geführt haben, dass unsere Stadt ruhiger und sicherer geworden ist“. Mack stellte aber auch klar: „Wenn Ralf Kuhnle das nicht in die Hand genommen hätte, säßen wir heute nicht hier“.

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Autor: Gabriele Meyer