Bad Wildbad
Bad Wildbad -  23.10.2019
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Cannabis-Prozess entzweit Angeklagte: Zwei Calmbacher liebäugeln mit Bewährungsstrafe

Tübingen/Bad Wildbad-Calmbach. Nicht mehr grün sind sich die Mitangeklagten – und ihre Anwälte erst recht nicht. Am Tübinger Landgericht ist am Mittwoch der Prozess um die Cannabis-Plantage eines 66-jährigen Kanada-Heimkehrers in Bad Griesbach und die beiden als Dealer mitangeklagten Calmbacher Männer fortgesetzt worden.

Während der Pflanzer einen von der Kammer vorgeschlagenen Deal akzeptierte und damit seine Freiheitsstrafe auf höchstens fünf Jahre und neun Monate reduzieren konnte, kämpfen die jüngeren mutmaßlichen Mittäter um die vage Möglichkeit, eventuell doch noch mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Das hat die früheren Freunde entzweit.

Weil die Betäubungsmittel-Gesetze beim Drogenhandel von bestimmten Mengen ausgehen, müssen der 38-Jährige und sein zehn Jahre älterer Geschäftspartner mit Strafen rechnen, die nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden können. Beide hatten das Angebot der Kammer deshalb ausgeschlagen.

Ein Mann musste doch in U-Haft

Der jüngere der Freunde wurde vor kurzem in Haft genommen und gestern aus dem Stammheimer Untersuchungsgefängnis vorgeführt. Der weitgehend geständige 48-Jährige hingegen, der einem Lockvogel des Landeskriminalamts auf den Leim gegangen war, blieb bislang noch gegen Auflagen auf freiem Fuß.

Der Anwalt des 38-jährigen Calmbachers hatte mittlerweile einen Befangenheitsantrag gegen die drei Berufsrichter der Kammer gestellt, der jedoch am Dienstag per Fax abgelehnt wurde. Es ging dabei um eine Formulierung im Haftbeschluss, die der Verteidiger als Vorverurteilung wertete. Zwischen den Mitangeklagten und ihren Anwälten schwelt der Streit im Kern vor allem darum, wem welche Menge des sichergestellten Marihuanas zuzuordnen ist. Die Drogen wurden in dem Calmbacher Wohnhaus des älteren Mannes aufgespürt.

Mehr als sechs teils schon eingeschweißte Kilo an Gras und Blüten waren auf dem Dachboden gefunden worden. Nachdem der beim aufgeflogenen Deal mit dem verdeckten Ermittlern festgenommene Ältere den Fahndern im Verhör den Lagerplatz der restlichen Ware in seinem Haus enthüllt hatte.

Der Prozess am Landgericht in Tübingen wird am Freitag fortgesetzt.

Autor: Martin Bernklau