Bad Wildbad
Bad Wildbad -  06.01.2019
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Der Sommerberg als Tor zum All

Auf dem Wildbader Hausberg gab es einst eine Sternwarte. Das Gebäude gibt es immer noch – es ist nur stark umgebaut worden.

Viele, die den Sommerberg kennen, runzeln die Stirn, wenn sie auf die dortige ehemalige Sternwarte angesprochen werden. Nur wenige wissen nämlich noch, dass es gleich im ersten Haus rechts nach Verlassen der Station der Bergbahn eine solche einmal gegeben hat. Bekannt ist sie dem Mitglied des Kreisgeschichtsvereins (KGV) und Bürgermeister-Stellvertreter Jochen Borg, der sogar noch ein altes Foto davon zeigen kann. Auch die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal (HGV) haben den Ort 2015 besucht.

Die Sternwarte wurde 1932 errichtet, wie damals HGV-Vereinschef Wolfgang Plappert und seine Stellvertreterin Barbara Hammann-Reister bei der öffentlichen Führung zu historisch interessanten Plätzen auf dem Sommerberg berichteten.

Bestand hatte die auf „Kepler-Gedächtnis-Sternwarte“ getaufte Einrichtung bis 1961. Erbaut und finanziert wurde sie vom 1930 gegründeten, ehemaligen Kepler-Verein unter seinem Leiter Paul Roßnagel. Dies dokumentiert Wildbads Historiker Götz Bechtle in dem vom Kreisgeschichtsverein Calw 2017 herausgegebenen Buch „Das Wildbad im Schwarzwald – seit mehr als 650 Jahren baden und heilen“. Viele Besucher nutzten eine Generation lang von der Station aus den Blick in die Weiten des Alls aus der Kuppel auf dem Turm.

Bei der Umgestaltung zum heute als Wohngebäude bestehenden „Haus Teresa“ wurde die Sternwarte zurückgebaut. Der vorspringende Mittelbau mit dem Treppenaufgang lässt deren verschwundenen Turm noch erahnen. Nicht nur durch Rückbau des erhöhten Platzes für das Observatorium, sondern auch sonst wurde das Gebäude Peter-Liebig-Weg 2 umgestaltet, wie der Vergleich des aktuellen und historischen Fotos zeigt.

Gleich im Gründungsjahr ihres Vereins, 1930, haben die offensichtlich zeitweilig sehr aktiven Wildbader Freunde der Astronomie auf dem Sommerberg dem berühmten Wissenschaftler Johannes Kepler ein bis heute vorhandenes anderes Denkmal gewidmet: Am Rand des Heermannswegs zwischen dem Ende der seither kräftig gewachsenen Siedlung auf dem Wildbader Hausberg und der 2018 eingeweihten Hängebrücke steht bergseits ein Gedenkstein für ihn.

Gesetzt wurde dieser vor 88 Jahren anlässlich seines 300. Todestages. Johannes Kepler ist 1571 in Weil der Stadt geboren, später auch in Ellmendingen aufgewachsen, lebte bis 1630 und gilt als außergewöhnlicher Gelehrter.

Autor: Hans Schabert | Bad Wildbad