Bad Wildbad
Bad Wildbad -  24.04.2022
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Die persönliche Hölle des Werner Hansch - Sportmoderator gibt in Bad Wildbad Einblicke in einstige Spielsucht

Bad Wildbad. Sucht kennt kein Alter. Werner Hansch, den bekannten Sportreporter erwischte die Spielsucht im Rentenalter. Jetzt, 83-jährig, zieht er eine bittere Bilanz seiner späten Jahre und sagt: „Ich bin noch nicht fertig mit dem Leben. Ein paar Dinge müssen noch geklärt werden.“ Zuvorderst wohl die Frage, die jeden Süchtigen umtreibt: Wie konnte es so weit kommen?

Hansch hat versucht, sie in einem Buch zu beantworten, das er als Teil seiner Therapie bezeichnet. Aus dem, „Einmal Hölle und zurück“ , würde er, so erwarteten es die Besucher des Bad Wildbader Forums König-Karls-Bad, vorlesen. Doch der Autor zog es vor, seinen Weg in die Spielsucht und wieder heraus zu erzählen.

Es war ein harter Weg, den der Mann gegangen ist. Man spürt es immer wieder. Privates und soziales Umfeld sind an der teuflischen Schwerkraft der Sucht zerbrochen, finanziell stand er am Rand des Abgrunds. „Wenn es eine Hölle gibt, habe ich eine Vorstellung, wie es sich dort anfühlt“, sagt er über die Zeit, in der er die Kontrolle über sein Leben und die Fähigkeit zur Selbstreflexion verlor, in Depressionen verfiel und nicht selten auf dem schmalen Grat der Entscheidung zur Selbsttötung balancierte.

Es ist der typische Suchtverlauf, den Hansch schildert. Es treibt ihn um, da kann er nicht sitzen, da muss er umher gehen mit dem Mikrofon in der Hand und erzählen. Eigentlich dem Fußball verbunden – seine Schalker Zeit und seine Begegnungen mit den großen Namen dieses Sports lässt er als bunte Tupfen lebendig werden – gerät er eines Tages durch Zufall in ein Buchmacherbüro und an eine Pferdewette. Er gewinnt, aus 20 werden 42 Euro, die Lunte ist gelegt - „irgendwann sah ich keine rote Linie mehr. Es war wie eine Röhre ohne Haltegriffe, durch die man durchrauscht. Mir ist bis heute nicht klar, wie mich das erwischen konnte“. Es kam, wie es kommen musste: Zuhause versteckt er die Wettleidenschaft vor der Lebensgefährtin, pumpt Freunde an, überzieht sein Konto, leiht sich Geld von dem Politiker Wolfgang Bosbach und zahlt es nicht zurück, schließlich folgt von Bosbach die Anzeige wegen Betrugs. Alles, was er sich im Leben aufgebaut hat, bricht zusammen. Seine Partnerin muss schließlich die Reißleine ziehen.

Der Drahtseilakt nähert sich gerade dem totalen Absturz, als Hansch einen Menschen trifft, der ihm das Geld für Bosbach gibt. „Jeder Spielsüchtige braucht jemanden, der ihm hilft,“ weiß er heute. „Allein schafft man es nicht, die Mauer der Scham ist zu hoch.“ In der anschließenden Diskussion wurden Fragen gestellt. In die Kritik gerieten dabei auch die Werbemöglichkeiten für Wetten und jene Prominenten, die sich für lohnende Summen vor den Wettkarren spannen lassen.

Autor: Gabriele Meyer