Bad Wildbad
Bad Wildbad -  24.11.2018
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Einblicke in Leben und Bräuche der Juden

Bad Wildbad. Im früheren jüdischen Wildbader Hotel Weil, in dem heute eine logopädischen Praxis untergebracht ist, fand am Sonntagnachmittag eine gut besuchte Veranstaltung statt mit dem Thema „Aus dem Alltag gläubiger Juden“ mit Andrew Hilkowitz, dem Dialogbeauftragten der jüdischen Gemeinde Pforzheim.

„Es könnte hier beinahe eine Synagoge sein,“ meinte Andrew Hilkowitz schmunzelnd, „denn eine Thora habe ich dabei. Es fehlen nur noch zehn jüdische Menschen!“ So allgemein das Leben der heutigen Juden zu beschreiben, sei nicht so einfach, meinte Hilkowitz. Denn, wie in allen Religionen, auch der christlichen, gebe es im Judentum viele Strömungen, so beispielsweise orthodoxe, konservative, reformierte, liberale und nichtorthodoxe Juden.

Das jüdische Fest „Hanukkah“ oder Lichterfest ist ein acht Tage dauerndes Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus. Es wird, ähnlich dem christlichen Weihnachtsfest meistens im Dezember gefeiert, in 2018, nach dem jüdischen Kalender das Jahr 5779, vom 3. bis 10. Dezember, im nächsten Jahr (5780) vom 23. bis 30. Dezember.

Wie wird man Jude? war eine der zahlreichen Fragen der interessierten Zuhörer. Hilkowitz, dessen Eltern eine Woche vor Kriegsbeginn nach England emigrierten, erklärte, entweder durch eine jüdische Mutter oder durch mehrjähriges Studium und Erlernen des Talmud, hebräische Sprachkenntnisse und eine strenge Prüfung. Missionierung gibt es im Judentum allerdings nicht.

Was die Zuhörer erstaunte: Standesamtliche Trauung gibt es in Israel nicht, der Rabbi führt die Trauung durch. Scheidung ist jedoch nur vor einem Rabbinatsgericht möglich.

Natürlich interessierten die jüdischen Speisen: Koscher muss das Fleisch sein, von einem Wiederkäuer mit gespaltenen Hufen.

Jede Thora, eine hatte Andrew Hilkowitz mitgebracht, enthält alle fünf Bücher Moses in althebräischer Schrift, was das Vorlesen erschwert. Der Text der Thora muss einmal im Jahr im Gottesdienst in der Synagoge ganz vorgelesen werden.

Der Vortrag von Hilkowitz ging auf die vielen Fragen der Besucher ein, wobei er deutlich machte, dass das Befolgen mancher Vorschriften heute fast nicht möglich sei, man außerdem versuche, eine Möglichkeit zu finden, um sowohl der Vorschrift als auch dem Alltagsleben gerecht zu werden.

Hubertus Welt, Sprecher des Netzwerks für Wertevielfalt im Nordschwarzwald und „Festi-Wall für ein friedliches Miteinander“, wozu zwölf unterschiedliche Gruppierungen und Initiativen gehören, dankte abschließend Andrew Hilkowitz für den informativen Vortrag und seine Geduld bei den zahlreichen Fragen. cht

Mit dem Marx-Brothers Slapstick-Film „Eine Nacht in Casablanca“ (29. November im KiWi-Kino) und der Abschlussfeier Festi-Wall (30. November) wird das sehr umfangreiche Programm des Fest-Walls abgeschlossen.