Eins Stück italienische Lebensart in Bad Wildbad: Eiscafé im Kurpark hat lange Tradition
Vanille, Haselnuss, Erdbeere – oder doch lieber Quark-Holunder oder Joghurt-Feige? Das Eiscafé De Simone am Bad Wildbader Kurparkeingang ist ein Paradies für Schleckermäuler. Jede Geschmacksrichtung in den großen Bottichen hat ihre eigene Rezeptur und jede Sorte wird im benachbarten „Eislabor“ frisch hergestellt. Die hohe Kunst des Eismachens hat bei der Inhaberfamilie De Simone eine jahrzehntelange Tradition.
Es ist die Erfolgsgeschichte von jungen italienischen Auswanderern, die 1960 in Pforzheim und Birkenfeld landeten, um als eine der ersten Gastarbeiter in der Region den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland zu beflügeln. Die erste Station von Giuseppe De Simone war Birkenfeld.
In Dillweißenstein lernte er seine Frau Rita kennen. Von Beginn an hatte Giuseppe De Simone immer nur eines im Sinn: die italienische Lebensart in den Schwarzwald zu bringen und das leckere Eis zum Verkaufsschlager zu machen. Kein Wunder, arbeitete er doch in seiner Heimat Neapel schon als kleiner Junge in einer Eisbar. „Er wollte das von der ersten Stunde an“, sagt Rita De Simone.
Ihr Mann bildete sich fort, lernte das Eismachen von der Pike auf und schließlich eröffneten beide 1990 im eigenen Haus in Calmbach ihr erstes Eiscafé. Zunächst war es nur ein kleiner Ableger ihres Calmbacher Geschäfts, das sie zwei Jahre später am Eingang des Bad Wildbader Kurparks starteten.
Doch Bad Wildbad boomte zu jener Zeit. Die Kurgäste wollten zwischen Arzttermin und Fangopackung gerne ein Eis schlecken. 1997 schlossen die De Simones ihren Laden in Calmbach und konzentrierten sich ganz auf Bad Wildbad.
Im Jahr 2004 wurde der Kurparkeingang neu gestaltet und die Familie nutzte die Gunst der Stunde. Aus dem kleinen Laden wurde ein großes Eiscafé mit heute 60 Sitzplätzen im Innen- und rund 80 im Außenbereich. Der Erfolg ist eng mit der Enztalbahn verknüpft, deren Endhaltestelle sich nur wenige Meter neben dem Eiscafé befindet. „Wenn die Stadtbahn voll ist, ist es auch bei uns voll“, sagt Rita De Simone.
Überhaupt lebe ihr Laden von den Tagesgästen, die dank der Enztalbahn aus Richtung Pforzheim und dank der Attraktionen auf dem Sommerberg nun wieder fleißig und zuverlässig in die Innenstadt strömen. „Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen“, schwärmt die Ladenbetreiberin und blickt verzückt Richtung Kurpark, wo sich an diesem sonnigen Nachmittag die Menschen tummeln.
Giuseppe De Simone durfte den großen Erfolg des Eiscafés noch miterleben. Doch im Jahr 2021 starb er überraschend. Das Lebenswerk des Gastarbeiters aus Neapel wird aber fortgeführt. Kurz vor seinem Tod weihte er seine Tochter Assunta in die Geheimnisse der Eis-Herstellung ein und diese bewahrt die Rezepte wie einen kostbaren Schatz.
Jeden Morgen ist sie im sogenannten „Eislabor“ zu finden, wo sie den Kreationen den letzten Schliff verpasst. 36 Sorten werden im Moment angeboten. Die Eismacherin der zweiten Generation verzichtet auf allzu ausgefallene Sorten. Tomateneis schmecke zwar sicher lecker, aber Abnehmer dafür würde sie im Bad Wildbader Kurpark keine finden, schätzt sie die Situation ein. So sind und bleiben Vanille, Erdbeere, Schokolade und Haselnuss die Renner. Und welche Sorte bevorzugt die Expertin? „Mango“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.
Dritte Generation am Start
1,50 Euro kostet die Kugel Eis bei den De Simones inzwischen. Wie überall in den Eiscafés landauf und landab mussten auch sie die Preise anheben. „Alle Grundzutaten Milch, Sahne und Zucker sind um 30 Prozent teurer geworden“, erklärt Assunta De Simone, die heute das Eiscafé führt und tatkräftig von ihrer Mutter und von Schwester Luisa unterstützt wird. Und die dritte Generation der De Simones steht bereits in den Startlöchern: Wie einst der Großvater Giuseppe im Eiscafé in Neapel, lieben es seine Enkel Fabio, Giulio und Noemi im Eiscafé auszuhelfen, die Gäste zu bedienen – und zwischendurch natürlich ein Eis zu schlecken.
